Zukunftsinvestitionen für Fahrzeughersteller und Zulieferindustrie
Programm zur Umsetzung von Ziffer 35c im Rahmen des Konjunkturpakets der Bundesregierung
Aktuell erlebt die Fahrzeugbranche enorme Umbrüche. Ein Strukturwandel ist zu bewältigen, der sich über längere Zeit hinziehen wird. Die Herausforderungen und Möglichkeiten sind vielfältig und erfassen nicht nur das Fahrzeug selbst, sondern in großem Maße auch die Produktion. Digitalisierung, Industrie 4.0, Automatisierung und Vernetzung verändern Produktionsprozesse, Geschäftsmodelle und Mobilitätsdienstleistungen. Die Nutzung von Daten spielt in all diesen Bereichen eine zunehmende Rolle und ein neuer Blick auf die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg ist notwendig. Dabei werden die Produkte selbst immer digitaler: Weg vom Steuergerät hin zu zentralen Rechnerarchitekturen, automatisiertes und vernetztes Fahren, Optimierung des Energieverbrauchs, usw. Das erfordert neue Produkte und Kompetenzen im Unternehmen.
Die Bundesregierung hat daher im Konjunkturpaket einen milliardenschweren Betrag für Investitionen der Fahrzeughersteller und Zulieferer vorgesehen. Das gibt einen starken Investitionsimpuls, um eine nachhaltige, schnelle und technologieoffene Transformation der Fahrzeugbranche in Gang zu setzen. Hierfür sind Investitionen in neue Konzepte und Verfahren, neue Produkte, Qualifizierung und Produktionsanlagen notwendig.
Das Förderkonzept greift diese Punkte auf und sieht drei Fördermodule vor:
Modernisierung der Produktion als Schub für Produktivität und Resilienz
(Modul a)
Neue, innovative Produkte als Schlüssel für Fahrzeuge und Mobilität der Zukunft
(Modul b)
Gemeinsame Lösungen finden, regionale Innovationscluster aufbauen
(Modul c)
Große Cluster sollen entstehen, in denen Forschung und Entwicklung zu innovativen Technologien vorangetrieben wird und durch gut organisierten Transfer diese Technologien und Ergebnisse in der ganzen Fahrzeugbranche ausgerollt werden. Beispiele hierfür sind autonomes Fahren, übergreifende Datennutzung auf Basis von GAIA-X oder vernetzte und modulare Produktion.
Neben der Automobilindustrie soll auch die Bahnindustrie von diesen Programmen profitieren.
Folgende Förderrichtlinien werden zeitnah im Bundesanzeiger veröffentlicht. Erst ab diesem Zeitpunkt treten Sie in Kraft. Die aktuell hier veröffentlichten Fassungen sind noch nicht rechtskräftig:
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Zur Information: In Kürze wird ein Projektträger die Abwicklung der Förderrichtlinie übernehmen.
Vor Veröffentlichung der Fördermaßnahmen beabsichtigte das BMWi die Durchführung einer Reihe von thematischen Workshops. Diese sollten der
1. Information über den geplanten Förderrahmen
2. Beleuchtung transformationsrelevanter Themen sowie
3. Vernetzung der Interessenten/innen zur Bildung von Projektverbünden dienen.
Die Veranstaltungen richteten sich somit in erster Linie an potentielle Antragsteller/innen aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Netzwerkorganisationen mit Bezügen zur Fahrzeug- und Zulieferindustrie.
Folgende Workshops fanden statt:
Workshop 1
Mittwoch 02.12.2020, 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Darstellung Gesamtkonzept des Förderrahmens "35c" und Bedeutung regionaler Innovationscluster
Der Workshop gibt einen Überblick über den Förderrahmen „Zukunftsinvestitionen Fahrzeughersteller und Zulieferindustrie“ (Ziffer 35c des Konjunkturpakets) durch das für die Umsetzung zuständige Referat IVA3 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Im Kern sind drei Module vorgesehen: a) Modernisierung der Produktion, b) Forschung und Entwicklung für neue, innovative Produkte und c) regionale Innovationscluster. Das Zusammenwirken der drei Fördermodule, die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure sowie der Transfer von Erkenntnissen und Wissen sind daher essentiell für die erfolgreiche Bewältigung der Transformation der Fahrzeug- und Zulieferindustrie. Regionale Innovationscluster als Initiatoren regionaler FuE-Aktivitäten, als Transfertreibende und zur Bereitstellung von Forschungsinfrastruktur sowie flankierender Maßnahmen (zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit, Qualifizierungsmaßnahmen) spielen dabei eine besondere Rolle und sollen im Workshop beleuchtet werden.
Souveräne Datenökosysteme für die Automobilindustrie
Ideen zur Vernetzung der Marktteilnehmer (OEM, Zulieferer, Ausrüster, insbesondere KMU) auf Basis europäischer Werte (GAIA-X), die Schaffung eines Digital Twin der relevanten automobilen Wertschöpfungsketten (n-Tier bis Kunde) und der Aufbau eines Leuchtturms für die europäische Automobilindustrie stehen im Mittelpunkt dieses Workshops. Referenten/innen aus der Fahrzeug-, IT- und Zulieferindustrie geben erste Impulse für den Austausch.
Donnerstag den 03.12.2020, 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Innovativer Bahnverkehr - Digital und Nachhaltig auf der Schiene
In diesem Workshop werden Impulse zu transformationsrelevanten Themen der Bahnindustrie und des Bahnverkehrs vorgestellt. Die Themenfelder umfassen Aspekte der klimaneutralen Mobilität auf der Schiene, Digitalisierung und der Industrie 4.0. mit Bezug zum Verkehrsträger Bahn. Dabei werden die Ausgangslage, Herausforderungen und weitere notwendige Schritte gemeinsam mit den Referenten/innen (u.a. aus der Bahnindustrie sowie dem Bereich IKT) erörtert und diskutiert.
Impulsreferenten: Axel Schuppe (VDB), Jochen Apel (Nokia), Dr. Jens Sprotte (Alstom) und weitere
GAIA-X als Basis für zuverlässige automatisierte und vernetzte Mobilität
In diesem Workshop wird GAIA-X als Cloud/Edge-Infrastruktur für verschiedene Handlungsbereiche im Bereich der zuverlässigen und automatisierten Mobilität vorgestellt. Mit der Einführung und Vernetzung von kompatiblen und vertrauenswürdigen Ökosystemen nach europäischen Standards können Insellösungen durch GAIA-X bruchlos miteinander verknüpft und damit Mehrwerte generiert werden. So kann bspw. ein Sensorsystem, welches unter bestimmten Einsatzbedingungen sicherheitskritische Fehlinformationen liefert, mittels eines digitalen Zwillings gemeinschaftlich durch Zulieferer und Hersteller beobachtet, optimiert, geupdatet oder zur Wartung geschickt werden. Ergibt sich aus der Analyse bspw. ein Hardware-Produktionsfehler, so kann auch parallel die Produktionskette optimiert werden. Weitere Use Cases und welche Schritte konkret notwendig sind, um GAIA-X effizient an die Mobilität von morgen einzubinden, werden in diesem Workshop erörtert und gemeinsam mit Referenten/innen aus Forschung, Entwicklung und Industrie diskutiert.
Impulsreferenten: Prof. Dr. Frank Köster (DLR) und weitere
KI und Daten – Herausforderungen auf dem Weg zum autonomen Fahren
Die Entwicklung KI-gestützter automatisierter Fahrfunktionen erfordert bedarfsorientierte und flexible Lösungen. Hierzu sind zum einen Algorithmen zu entwickeln, die schnell an die stetig ändernden Anforderungen automatisierter Fahrzeuge angepasst werden können, zum anderen ist die Hardware in den Fahrzeugen (unter anderem die E/E-Architektur) an den neuen Herausforderungen auszurichten. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Skalierbarkeit aktueller Lösungen. Auch können neue und weiterentwickelte Lern- und Trainingsstrategien wie das aktive, kontinuierliche oder kollaborative Lernen die Flexibilität und Einsetzbarkeit von KI-Funktionen unterstützen. Daneben ist für die Entwicklung, Einführung und Absicherung automatisierter Fahrfunktionen eine solide und weitreichende Datengrundlage eine wesentliche Grundlage. Neben den grundsätzlichen Anforderungen an die Datensätze, ist die effiziente Erhebung, Speicherung und Verarbeitung der Daten eine große Herausforderung. Das liegt insbesondere am einzuhaltenden Datenschutz. Weitere interessante Forschungsfragen betreffen die Chancen und Herausforderungen der Nutzung simulierter oder hybrider Daten. Dabei stellen die Verwendung herstellerübergreifender Datensätze oder auch Ansätze aus dem Big-Data-Bereich vielversprechende Lösungsoptionen dar. Referenten/innen aus Forschung, Entwicklung und Industrie geben hierzu erste Impulse.
Impulsreferenten: Mohsen Sefati (Mercedes-Benz Cars), Dr. Mark Schiementz (BMW)
Die kollaborative Nutzung von Produktionsdaten stellt ein zentrales Leitmotiv bei der Digitalisierung von globalen, unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsketten in dem diversifizierten Ökosystem produzierender Unternehmen dar. Das Ziel des Workshops besteht in dem Aufzeigen existierender Ansätze der kollaborativen Datennutzung in einer digitalisierten Fertigung sowie in der gemeinschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragestellungen der Daten-Interoperabilität und der rechtssicheren Datennutzung. Hierfür wird zunächst das Leitbild 2030 der „Plattform Industrie 4.0“ vorgestellt und die daraus resultierenden Aufgaben und ersten Ergebnisse aus dem Dialog mit der Fahrzeug- und Zulieferindustrie abgeleitet. In diesem Kontext werden die Kernergebnisse und identifizierten Herausforderungen der „TaskForce 35c“ der „Plattform Industrie 4.0“ aufgegriffen. Zudem werden die Herausforderungen der Daten-Interoperabilität vor dem Hintergrund der Skalierbarkeit aus der Perspektive eines mittelständigen Zulieferers erläutert. Es wird zudem ein Schlaglicht auf rechtliche Rahmenbedingungen und hierbei zu berücksichtigende Aspekte geworfen. In einer abschließenden offenen Diskussionsrunde besteht die Möglichkeit zu einem tiefergehenden Informationsaustausch bzgl. der weiteren Vorgehensweise beim Aufsetzen potentieller Projektideen. Referenten/innen aus der Fahrzeug-, IT- und Zulieferindustrie geben erste Impulse für den Austausch.
Impulsreferenten: Michael Jochem (Bosch), Walter Huber (Webasto), Ted Kroke (Juricity) und weitere
Unternehmensübergreifendes Lifecycle Management von Produktionsanlagen bietet eine Vielzahl von Nutzungspotentialen für Anlagenhersteller, Anlagenbetreiber und Service-Dienstleister. Der Workshop dient dem Informationsaustausch über potentielle Ansatzpunkte zum gemeinschaftlichen Heben dieser Synergiepotentiale und stellt somit eine Plattform dar, um ein gegenseitiges Verständnis auf Basis eines multilateralen Dialogs der beteiligten Partner zu schaffen. Hierfür werden einführend die Ergebnisse aus dem initialen Dialog der „TaskForce 35c“ der „Plattform Industrie 4.0“ vorgestellt. Anschließend werden die Herausforderungen für ein unternehmensübergreifendes PSLM aus Sicht eines Anlagenherstellers ausgeführt und den Erwartungen und Aufgaben eines Fertigungsunternehmens gegenübergestellt. Außerdem wird auf die Herausforderungen des PSLM bei der digitalen Produktentwicklung aus der Sicht eines OEM eingegangen. Abschließend besteht die Möglichkeit, in einer offenen Diskussionsrunde weitere Fragen zu diskutieren und die weitere Vorgehensweise festzulegen. Referenten/innen aus der Fahrzeug-, IT- und Zulieferindustrie geben erste Impulse für den Austausch.
Impulsreferenten: Roland Rosen (Siemens), Kai Kerber (Frech) und weitere
Die Förderrichtlinien und -bekanntmachungen werden derzeit erstellt und sollen Anfang des Jahres 2021 in Kraft treten. Der Großteil der Projekte soll im Laufe des Jahres 2021 starten. Erste Projekte werden bereits jetzt im Bereich Forschung und Entwicklung auf Basis des bestehenden BMWi-Programms „Neue Fahrzeug- und Systemtechnologien“ (Modul b) bewilligt und gestartet.
Einige häufig gestellte Fragen zu 35c werden – unter Vorbehalt möglicher Änderungen im Laufe der weiteren Umsetzungsprozesse – im FAQ-Dokument (PDF, 375 KB) beantwortet.