Voraussetzung für einen Beitritt zur EU ist die schrittweise Übernahme des gemeinschaftlichen rechtlichen Besitzstandes der EU. Diese Aufgabe liegt in der Verantwortung der Verwaltungen der Beitrittskandidaten und potentiellen Beitrittsstaaten. Das 1998 aufgelegte Twinning-Instrument unterstützt diese Staaten dabei, moderne und effiziente Verwaltungen aufzubauen, die in der Lage sind, Gesetze und Verordnungen in demselben Maße umzusetzen wie Verwaltungen der EU-Mitgliedsstaaten.
Die Kooperationen mit den jeweiligen Partnerländern finden im Interesse der Bundesregierung und der Bundesländer statt. Neben dem internationalen fachlichen Austausch bieten Twinning-Projekte den teilnehmenden Ressorts und Institutionen Gelegenheit, eigene Themen international zu platzieren oder neue Kooperationen einzugehen und damit verbundene Chancen zu nutzen. Die Experteneinsätze im Rahmen von Twinning stellen darüber hinaus einen Beitrag zur Personalentwicklung der beteiligten deutschen Verwaltungen dar. Wertvolle Managementerfahrungen und die Möglichkeit, interkulturelle Kompetenz, Teamfähigkeit und Fremdsprachenkenntnisse auf professioneller Ebene anzuwenden und zu erweitern, sind positive Effekte im Rahmen der Umsetzung eines Twinning-Vorhabens.
Twinning-begünstigte Länder
Verstärkt angewendet wird Twinning derzeit für die Länder des Westbalkans mit Kandidatenstatus (Albanien, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Montenegro, Serbien) und die potentiellen Beitrittskandidaten (Bosnien und Herzegowina, Kosovo) sowie die Türkei. Zudem erhält Kroatien als jüngstes Mitgliedsland übergangsweise Unterstützung durch Twinning im Bereich der EU-Integration. Die Finanzierung erfolgt aus dem Vorbeitrittsinstrument IPA II (Instrument for Pre-Accession Assistance II, Finanzierungsperiode 2014 - 2020).
„Aufgrund seines Erfolgs in den heutigen Mitgliedsstaaten in Mittel- und Osteuropa sowie Malta und Zypern wird das Twinning-Konzept seit 2004 auch in Ländern ohne Beitrittsperspektive genutzt. Twinning-Partner in der europäischen Nachbarschaftsregion sind im Osten Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Moldau und die Ukraine sowie im Mittelmeerraum Ägypten, Algerien, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko und Tunesien. Diese Projekte werden seit 2007 aus dem Europäischen Nachbarschaftsinstrument ENI (European Neighbourhood Instrument) finanziert. Twinning-Aktivitäten in Libyen, den Palästinensischen Gebieten und Syrien sind derzeit ausgesetzt.“