Das Thema Gesundheit durchdringt alle Lebensbereiche. Gesundheit ist längst ein "Megatrend". Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den größten Branchen der deutschen Wirtschaft. Sie ist durch ihre Innovationskraft und ihre Beschäftigungsintensität ein Wachstumstreiber. Die Entwicklung der Branche verläuft zudem stetiger als die der Gesamtwirtschaft. Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten werden dadurch gedämpft.
Auch aus diesen Gründen ist die Gesundheitswirtschaft von besonderer Bedeutung für die Arbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Das Hauptaugenmerk des BMWi konzentriert sich dabei auf folgende Aspekte:
Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung
Um den Beitrag der Gesundheitswirtschaft für die Wertschöpfung und die Beschäftigungsentwicklung in Deutschland zu bemessen, lässt das BMWi seit mehreren Jahren regelmäßig ökonomische Studien zur Gesundheitswirtschaft durchführen. Das Herzstück dieser Analysen ist die Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung (GGR). Die GGR erlaubt es, die Gesundheitswirtschaft als Querschnittsbranche aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung herauszulösen und differenziert zu betrachten. Sie erfasst alle Waren und Dienstleistungen mit Gesundheitsbezug, die in Deutschland erbracht werden, und geht damit über den Fokus der Gesundheitsausgabenrechnung hinaus.
Die derzeit aktuellste und erweiterte Auswertung der GGR, "Gesundheitswirtschaft Fakten & Zahlen", erfasst die Daten der Gesundheitswirtschaft bis 2019. Des Weiteren ist eine gesonderte Auswertung für die Bundesländer vorgenommen worden. Die Länderergebnisse der GGR werden in einer separaten Broschüre dargestellt. Sonderthema in diesem Jahr ist die Medizinische Versorgung. Als Erläuterung der Methodik der GGR ist ein „Handbuch“ zur GGR entwickelt worden.
Die GGR zeigt auf, wie viel Beschäftigung und Wertschöpfung die Gesundheitswirtschaft schafft und wie sich diese über den Zeitverlauf entwickelt. Die aktualisierten Zahlen für das Beobachtungsjahr 2019 zeigen erneut, dass die Gesundheitswirtschaft auch im neu untersuchten Zeitraum Motor für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland ist.
Im Jahr 2019 betrug die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft 372 Milliarden Euro. Das entspricht rund 12 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland. 2019 waren ca. 7,5 Millionen Erwerbstätige in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt, das sind fast 17 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland. Seit 2010 ist die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft um 1,2 Millionen gestiegen.
Die aktuellen Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung zeigen, dass die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft in den letzten 10 Jahren stabil gewachsen ist, deutlich stärker als die der Gesamtwirtschaft. Im Durchschnitt wuchs sie um 4,1 Prozent pro Jahr, die Gesamtwirtschaft um 3,3 Prozent.
Die wirtschaftliche Aktivität der Gesundheitswirtschaft sorgt für positive Ausstrahleffekte in der deutschen Gesamtwirtschaft. Durch die Verflechtung mit Akteuren aus anderen Wirtschaftsbereichen entstehen (durch indirekte und induzierte Effekte) gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfungseffekte von rund 306 Milliarden Euro. Vereinfacht gesprochen: Mit jedem Euro Bruttowertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft gehen 0,82 Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung in der Gesamtwirtschaft einher. Zudem sind mit der wirtschaftlichen Aktivität eines Erwerbstätigen in der Branche 0,61 zusätzliche Erwerbstätige in der Gesamtwirtschaft verbunden.
Fachkräfte
Qualifizierte Fachkräfte sichern Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung. Bedingt durch die demografische Entwicklung wird die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und Gütern in den nächsten Jahren weiter steigen.
Vor allem in den Berufen der medizinischen und pflegerischen Versorgung fehlt es bereits heute an qualifizierten Fachkräften. In der Alten- und Krankenpflege sowie bei den Ärzten und Ärztinnen ist das Problem seit längerem bekannt. Mit dem Modellprojekt „Ausbildung junger Menschen aus Vietnam in Deutschland zu Pflegefachkräften“ hat das BMWi schon 2012 die Initiative ergriffen, Auszubildende aus Drittstaaten für die Pflege zu gewinnen. Ziel des Modellvorhabens war es, Hindernisse bei der Rekrutierung von Menschen aus Drittstaaten zur Ausbildung in der Pflege in Deutschland zu ermitteln und diese zu überwinden. Den deutschen Pflegeeinrichtungen wurde ein Weg aufgezeigt, wie sie in Zukunft selbständig Auszubildende aus Drittstaaten gewinnen können. Das Projekt ist erfolgreich verlaufen, es gibt bereits Nachfolgeprojekte.
Begleitend zum Modellprojekt sind ein Evaluationsbericht und ein Leitfaden für Pflegeeinrichtungen entwickelt worden. Der Leitfaden enthält konkrete und praxisnahe Handlungsempfehlungen. Er wurde von der IGES Institut GmbH erarbeitet und so weit wie möglich verallgemeinert, so dass er sich als Anleitung zur erfolgreichen Gewinnung von Auszubildenden für die Pflege aus Drittstaaten eignet.
In der industriellen Gesundheitswirtschaft ist die Fachkräftesituation weniger offensichtlich, da die Berufsprofile hier weniger spezifisch sind. Doch auch hier wird es immer schwieriger, qualifizierte Ingenieure, Maschinenbauer und Informatiker einzustellen. Gerade in diesem hochinnovativen Bereich, der sich zugleich durch eine hohe Arbeitsproduktivität auszeichnet, kann ein Fachkräftemangel zu einem starken Rückgang an Wertschöpfung führen.
Um die Versorgung der Menschen mit Pflegefachkräften zu sichern und die positive wirtschaftliche Entwicklung der Gesundheitswirtschaft zu gewährleisten, ist es daher wichtig sicherzustellen, dass es auch in Zukunft ausreichend qualifizierte Fachkräfte in der Gesundheitswirtschaft gibt.
Digitalisierung
Der digitale Transformationsprozess nimmt nun auch im Gesundheitsbereich deutlich an Fahrt auf. Die Möglichkeiten digitaler Innovationen für Prävention, Gesundheitsversorgung und Pflege sind jedoch noch längst nicht ausgeschöpft. Daher bietet die Digitalisierung ein enormes Potential für zukünftiges Wachstum und neue Geschäftsmodelle für die Gesundheitswirtschaft. Davon können nicht nur die Versicherten und Beitragszahler in Form von verbesserten Prozessen und Abläufen, innovativen Therapien und neuartigen Gesundheitslösungen profitieren, sondern auch die Unternehmen und Start-Ups der Gesundheitswirtschaft.
Ziel des BMWi ist es, den Prozess der Digitalisierung unseres Gesundheitswesens voran zu bringen. Wichtige Voraussetzungen für eine umfangreiche Digitalisierung sind interoperable informationstechnische Systeme im Gesundheitswesen, eine sichere Infrastruktur zum Datenaustausch und ein einheitlicher, unbürokratischer und sicherer Datenschutz. Zentrale Handlungsfelder aus BMWi-Sicht sind in dem Eckpunktepapier "Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft" (PDF, 50 KB) kurz und knapp zusammengefasst. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus den relevanten Verbänden und Institutionen der Gesundheitswirtschaft hat das BMWi fünf priorisierte Forderungen in einer "Werkstatt Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft" konkretisiert.
Um die Datenverfügbarkeit und Datennutzung im Gesundheitswesen weiter voranzutreiben, hat das BMWi gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für Gesundheit eine Roadmap zur Innovationsinitiative „Daten für Gesundheit“ erarbeitet. Darin wird in fünf Handlungsfeldern dargelegt, wie Deutschland als internationaler Vorreiter für die Entwicklung und Anwendung digitaler Gesundheitsinnovationen etabliert werden soll.
Das BMWi fördert die Digitalisierung im Gesundheitsbereich unter anderem durch folgende Maßnahmen:
- Orientierungshilfe für Unternehmen zum Gesundheitsdatenschutz
- Digital Hub Initiative, Schwerpunkt u.a. „Digital Health“
- Sektor-übergreifende Initiative Stadt.Land.Digital
- Förderprogramme im Bereich der digitalen Technologien
Start-ups im Digital Health-Bereich unterstützt das BMWi u.a. mit folgenden Programmen:
- Förderprogramm EXIST
- Förderrichtlinie INVEST - Zuschuss für Wagniskapital
- High-Tech Gründerfonds
- German Accelerator Life Sciences
Das BMWi ist Beiratsmitglied der Gesellschaft für Telematik. Zu ihren zentralen Aufgaben gehören die Einführung, der Betrieb und Ausbau sowie die Weiterentwicklung der sicheren Dateninfrastruktur im Gesundheitswesen (Telematikinfrastruktur), der elektronischen Gesundheitskarte sowie zugehöriger Fachanwendungen. Sie nimmt insbesondere die Definition rechtsverbindlicher Standards und Spezifikationen für alle Komponenten und Dienste der Telematikinfrastruktur vor. Dies soll deren Funktionalität, Kompatibilität und Sicherheit gewährleisten und sicherstellen, dass sie von allen Akteuren im Gesundheitswesen genutzt werden können.
Außenhandel
2019 betrugen die Exporte der deutschen Gesundheitswirtschaft über 131 Milliarden Euro und damit 8,3 Prozent der deutschen Gesamtexporte. Vor allem die industrielle Gesundheitswirtschaft prägt den Außenhandel. Sie hat einen Anteil von über 90 Prozent an den Exporten der Gesundheitswirtschaft. Humanarzneimittel, Medizintechnik und Medizinprodukte machen fast drei Viertel der Exporte der Gesundheitswirtschaft aus.
Die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft sind im Export gut positioniert, die Globalisierung stellt die Unternehmen jedoch vor neue Herausforderungen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist es schwierig, die Marktmechanismen im Ausland zu durchdringen und einen Marktzugang zu finden.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt mit der „Exportinitiative Gesundheitswirtschaft“ als zentraler Ansprechpartner und Kompetenzzentrum insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte. Die Initiative ist bei „Germany Trade & Invest“ (GTAI) angesiedelt, der Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesregierung.