Airbus
Airbus ist ein entscheidender Impulsgeber für die europäische und somit auch die deutsche Luftfahrtindustrie. Das Unternehmen beschäftigt rund 135.00 Mitarbeiter weltweit, davon rund 46.000 in Deutschland. Die zivile Flugzeugsparte dominiert mit rund 77 Prozent Umsatzanteil; weitere Sparten sind „Airbus Defence and Space“ (15 Prozent Umsatzanteil) und „Airbus Helicopters“ (8,5 Prozent Umsatzanteil).
In engem Zusammenwirken von Industrie und Politik und gemeinsam mit den europäischen Partnern hat sich der europäische Flugzeughersteller längst auf Augenhöhe mit Boeing etabliert. Der Marktanteil von Airbus bei sogenannten Single-Aisle-Flugzeugen wie dem A320 liegt heute bei über 60 Prozent. Mit dem A350 verfügt Airbus über das modernste und mit dem A380 über das größte Passagierflugzeug der Welt. Mittel- und langfristiges Ziel bleibt es, die vorhanden Fähigkeiten, Kernkompetenzen und hochqualifizierten Arbeitsplätze an den deutschen Standorten zu sichern und auszubauen. Die Corona-Pandemie wird jedoch den Geschäftsbetrieb sowie die Finanz- und Ertragslage in den kommenden drei bis fünf Jahren wesentlich beeinflussen. Dabei wird sich die Nachfrage im Segment „Single Aisle“ mit der A320-Familie voraussichtlich schneller erholen als bei den größeren Flugzeugen des Segments „Widebody“ mit den Modellen A330 Neo und A350 XWB.
Ausrüster- und Zulieferindustrie
Die Luftfahrtindustrie ist grundsätzlich geprägt vom Duopol Airbus und Boeing. Beide Firmen haben in berechenbarer Abfolge große Entwicklungs- und Produktionsprogramme aufgelegt. Bisher konnten deutsche Zulieferer in einem verhältnismäßig stabilen Umfeld an Programmen des regionalen Systemführers teilhaben.
Diese Verhältnisse ändern sich aber zusehends: Statt auf Entwicklungsprogramme für neue Flugzeugmodelle setzt vor allem Airbus mehr auf graduelle Verbesserungen an bestehenden Modellen wie dem A320 Neo und dem A330 Neo. Große Entwicklungsprogramme laufen zudem aktuell aus, so zum A350 XWB. Umso wichtiger ist es für die deutsche Zuliefererindustrie, sich weiter zu diversifizieren und zu internationalisieren.
Kurz- und mittelfristig werden auch die Zulieferer aufgrund der Corona-Folgen Lösungen finden müssen, um den Wegfall von Bestellungen und Auslieferungen zu kompensieren und gleichzeitig die Lieferketten zu erhalten. Gleichzeitig treten neue Wettbewerber zum Beispiel aus Asien auf. Gerade im Bereich kleinerer Flugzeuge haben sich zudem Nationen wie Kanada oder Brasilien mit den Unternehmen Bombardier und Embraer profiliert.
Die Zulieferketten internationalisieren sich. Regional wichtige Unternehmen kaufen nicht unbedingt mehr schwerpunktmäßig in ihrer Region ein. Die europäische Dominanz in den Airbus-Zulieferketten wird ebenso abnehmen wie die amerikanische Dominanz in der Boeing-Lieferkette. Dies setzt die deutschen Zulieferer einerseits unter Wettbewerbsdruck; eröffnet ihnen andererseits aber auch neue internationale Absatzchancen.
Mittelständisch geprägte Zulieferstruktur in Deutschland
Während zum Beispiel Frankreich eine größere Zahl Zulieferer aufweist, die direkt dem Systemhersteller zuliefern, besteht die Zulieferindustrie in Deutschland zumeist aus kleineren eigentümergeführten Firmen in der nachgelagerten Lieferkette. Die deutsche Luftfahrtlandschaft ist demzufolge von einer großen Zahl hochspezialisierter kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Zulieferbereich geprägt. So sind 80 Prozent der Zulieferbetriebe in Deutschland KMU.
Aktuell sind die Systemhersteller bemüht, zunehmend größere Arbeitsanteile auszulagern. Zugleich wird die Anzahl der Betriebe reduziert, die direkt für ein neues Modell zuliefern. Ziel ist es, mit möglichst wenigen Zulieferern der höchsten Stufe den eigenen Abstimmungsaufwand zu minimieren und Produktions- und Entwicklungsrisiken auf die nachgelagerte Stufe zu verlagern.
Nachgefragt werden also immer komplexere Lösungen aus einer Hand, die deutsche Firmen, trotz Technologieführerschaft in ihrem Segment, nur schwer leisten können. Um auch künftig in größeren Projekten auf hoher Ebene in der Lieferkette zum Zuge zu kommen, ist die Branche also gefordert, sich zu Zulieferverbünden zusammenzuschließen oder durch Konsolidierung und Unternehmenszusammenschlüsse neue Zulieferer auf erster Ebene zu schaffen. Nur so können komplexe Lösungen angeboten und notwendige Investitionen in Entwicklung aufgebracht werden.