Die Pandemie hat die deutsche Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2021 noch stark belastet. Durch weitreichende Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität vor allem in kontaktintensiven Dienstleistungsbereichen kam es im ersten Quartal noch zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,0 % gegenüber dem Vorquartal. Mit zunehmendem Impffortschritt wurden aber Mitte Mai weitreichende Öffnungen der Dienstleistungsbereiche möglich, die zu einer kräftigen Erholung der Binnenwirtschaft geführt haben. Im zweiten Quartal kam es demnach wieder zu einer Steigerung der Wirtschaftsleistung um 1,6 %.

Auf 2,6% hat die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2021 nach unten korrigiert.

Die Industriekonjunktur hingegen hielt sich bereits während der von den Pandemiebekämpfungsmaßnahmen betroffenen Monate verhältnismäßig robust, getrieben durch eine solide Auslandsnachfrage und wenige Beschränkungen für die industrielle Produktion. Durch den weltweit simultan anlaufenden Aufschwung kommt es allerdings seit Anfang des Jahres zu zunehmenden Lieferengpässen bei wichtigen Vorleistungsgütern und Rohstoffen, die nun die Industriekonjunktur belasten. Der industrielle Ausstoß war bereits im zweiten Quartal rückläufig und dürfte im dritten Quartal noch einmal an Schwung verloren haben.

In Kürze: Die Zweiteilung der Konjunktur hat sich im Verlauf der letzten Monate umgedreht.

Die Zweiteilung der deutschen Konjunktur hat sich nun gegenüber der ersten Jahreshälfte also umgekehrt. Während die Industrie im Frühjahr noch eine stützende Funktion übernahm, kompensiert mittlerweile der Aufschwung der Binnenwirtschaft und der Dienstleistungsbereiche Wertschöpfungsverluste im Verarbeitenden Gewerbe. Im weiteren Verlauf des nächsten Jahres dürften sich aber auch die Lieferengpässe graduell wieder entspannen. Aufgrund der nach wie vor sehr guten Auftragslage sollte es dann auch in der Industrie wieder zu deutlich sichtbarem Wachstum kommen. Für die verbleibenden Monate des laufenden Jahres dürfte sich die industrielle Schwäche zunächst fortsetzen, während sich die Entwicklung der Dienstleistungen allmählich normalisiert.

Im Ergebnis rechnet die Bundesregierung im laufenden Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,6 %. Für das Jahr 2022 geht die Bundesregierung von einer deutlicheren Erholung der Wirtschaftsleistung um 4,1 % aus. Im Jahr 2023 kommt es dann zu einer Normalisierung der wirtschaftlichen Entwicklung mit einer Wachstumsrate von 1,6 %. Im Verlauf des ersten Halbjahres 2022 erreicht die deutsche Volkswirtschaft wieder ihr Vorkrisenniveau des vierten Quartals 2019.

Lieferengpässse 1
Lieferengpässse 2
Auf 5,9 % wird das Wachstum der Weltwirtschaft 2021 geschätzt

Aufschwung der Weltwirtschaft verlangsamt sich

Die globale Wirtschaft wurde zu Jahresbeginn 2020 durch die Corona-Pandemie in eine schwere Rezession gestürzt. Im Zuge dessen hatte das globale Bruttoinlandsprodukt nach Weltbank-Daten zur Jahresmitte mehr als 10 % im Vergleich zum vierten Quartal 2019 eingebüßt. Im Anschluss kam es zu einer beeindruckenden Erholung mit dem Ergebnis, dass dieses Vorkrisenniveau im ersten Quartal 2021 nach einem Wachstum von 0,8 % gegenüber dem Vorquartal wieder erreicht werden konnte. Im zweiten Vierteljahr ist die weltweite Wirtschaftsleistung noch einmal um 1,0 % gestiegen. Am aktuellen Rand hat sich der Aufschwung der globalen Konjunktur jedoch verlangsamt. Sowohl die globale Industrieproduktion als auch der Welthandel starteten verhaltener ins dritte Vierteljahr 2021. Hierin liegt allerdings nicht nur die weltweite Knappheit an wichtigen Vorleistungsgütern und Rohstoffen begründet. Treibende Kraft des Wachstums, das zuletzt zu beobachten war, ist vor allem die wirtschaftliche Dynamik in den Vereinigten Staaten, in China und im Euroraum. Während der Impffortschritt hier die Lockerung pandemische Schutzmaßnahmen ermöglicht hatte, wurde die Erholung zuletzt von groß angelegten Beschränkungen infolge der Pandemie in gewichtigen Entwicklungsund Schwellenländern wie Indien und Südafrika gebremst. Trotz der Wachstumshemmnisse sind die Aussichten für den deutschen Außenhandel positiv. Die Industrie verzeichnet Höchststände bei Auftragsbeständen und -eingängen. Bei einer allmählichen Auflösung der Vorproduktengpässe in einigen Bereichen und der Entschärfung von Schutzmaßnahmen in wichtigen Volkswirtschaften ist wieder mit einer Belebung des Welthandels im Laufe des zweiten Halbjahres 2021 zu rechnen.

ANNAHMEN DER HERBSTPROJEKTION 2021

In der vorliegenden Projektion werden die aktuell gültigen PandemieEindämmungsmaßnahmen berücksichtigt. Es wird davon ausgegangen, dass es im Projektionszeitraum zu keiner Verschärfung der Maßnahmen kommt, die mit den Lockdowns des Frühjahrs 2020 oder des Winters 2020/2021 vergleichbar wären.

In Übereinstimmung mit Prognosen internationaler Organisationen wird für die Weltwirtschaft eine kräftige Erholung in Höhe von 5,9 % in diesem Jahr und 4,9 % im kommenden Jahr erwartet. Im Jahr 2023 wird von einem Wachstum um 3,6 % ausgegangen.

Für die Entwicklung des Ölpreises wird eine technische Annahme auf Basis von Terminnotierungen zum Zeitpunkt des Projektionsabschlusses getroffen. Demnach ist für das aktuelle Jahr von einem durchschnittlichen Rohölpreis für ein Fass der Sorte Brent von 70,2 US-Dollar auszugehen, im kommenden Jahr dürfte der Preis noch einmal auf 74,2 US-Dollar steigen. Zum Ende des Projektionszeitraums fällt der Rohölpreis dann auf 68,7 US-Dollar.

Bei der Projektion wurden keine geplanten Maßnahmen der aktuell in Koalitionsverhandlungen befindlichen neuen Bundesregierung berücksichtigt.

Mit 8,6 % Exportwachstum rechnet die Bundesregierung im laufenden Jahr.
Für den Welthandel wird eine kräftige Erholung erwartet.

Im Ergebnis wird für das Jahr 2021 in Anlehnung an die Prognosen internationaler Organisationen von einem Anstieg der Weltwirtschaftsleistung in Höhe von 5,9 % ausgegangen. Nächstes Jahr dürfte es noch zu einem Wachstum von 4,9 % kommen. Parallel zur Entwicklung der globalen Wirtschaftsleistung kommt es auch zu einer deutlichen Erholung des Welthandels, der im vergangenen Corona-Jahr um 7,7 % zurückging. Für das laufende Jahr bzw. das folgende Jahr erwartet die Bundesregierung einen Anstieg des Welthandelsvolumen um 9,7 % bzw. 6,7 %. Dementsprechend kommt es auch zu einem deutlichen Wachstum der deutschen Exporte, die im Jahr 2021 um 8,6 % steigen. Aufgrund der hohen Binnennachfrage in Deutschland dürften auch die Importe kräftig zulegen. Die Bundesregierung rechnet im Jahresdurchschnitt 2021 mit einer Zunahme der Einfuhren um 9,2 %. Dies führt im laufenden Jahr zu einem leicht positiven Außenbeitrag (+0,3 Prozentpunkte). Gemeinsam mit den Primärund Sekundäreinkommen ergibt sich im Saldo ein niedrigerer Leistungsbilanzüberschuss. Er sinkt um 0,3 Prozentpunkte auf 6,6 % des Bruttoinlandsprodukts. Im nächsten Jahr dürfte er sich durch die allmähliche Normalisierung der Ausfuhren (+6,3 %) bei hoher Importnachfrage (+7,1 %) noch einmal leicht auf 6,5 % verringern .

Investitionsklima hellt sich nach Pandemie auf

Die Ausrüstungsinvestitionen sind zunächst schwächer ins Jahr 2021 gestartet als zur Frühjahrsprojektion erwartet. Die anhaltend angespannte Corona Lage bis in den Frühsommer hinein hat zu Zurückhaltung seitens der Unternehmen geführt. Am aktuellen Rand bremsen die Lieferengpässe und die stark gestiegenen Preise für Vorleistungsgüter das Investitionsgeschehen.

Dennoch hat die Unsicherheit durch Corona als Folge der wirksamen Impfkampagne deutlich abgenommen, wodurch sich das Investitionsklima grundsätzlich aufhellt. Über das nächste Jahr ist deshalb mit einer sukzessiven Belebung der Investitionstätigkeit zu rechnen. In diesem Jahr rechnet die Bundesregierung mit einem Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen in Höhe von 5,5 %, im Jahr 2022 mit 4,5 %.

In Kürze Lieferengpässe bremsen noch, aber die Unsicherheit durch Corona ist deutlich zurückgegangen.

Durch die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen und die ungebrochen hohe Nachfrage nach Wohnraum dürften auch die Bauinvestitionen weiter expandieren. Allerdings erfuhr die Bauwirtschaft durch schlechte Witterung und Vorzieheffekte durch die Umsatzsteuersatzsenkungen ein ausgesprochen schwaches erstes Quartal, was die jahresdurchschnittliche Zuwachsrate merklich dämpft. Zusätzlich sorgen die hohen Preissteigerungen bei Vorprodukten dafür, dass das hohe nominale Wachstum der Branche real deutlich niedriger ausfällt. Im laufenden Jahr rechnet die Bundesregierung daher mit einem Zuwachs der realen Bauinvestitionen um 1,4 % und im kommenden Jahr mit einem kräftigeren Plus von 3,2 %.

Im Ergebnis legen die Bruttoanlageinvestitionen in diesem Jahr um 2,6 % zu und werden im nächsten Jahr nochmals um 3,9 % ausgeweitet. Die Investitionsquote – also die nominalen Bruttoanlageinvestitionen in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt – wird im Prognosezeitraum bis 2023 auf 22,7 % steigen. Im Jahr 2016 lag sie noch bei 20,3 %.

Robuste Arbeitsmarktentwicklung

Die Corona-Krise hat auch den Arbeitsmarkt deutlich getroffen, die Entwicklung verlief angesichts des gravierenden Einbruchs der Wirtschaftsleistung allerdings robust. In den ersten Monaten 2021 kam es trotz der anhaltenden Beschränkungen zu einer Frühjahrsbelebung, die sich im Sommer mit erhöhter Dynamik fortsetzte. Die Frühindikatoren entwickelten sich am aktuellen Rand weiter gut und deuten auf weitere Besserungen hin, auch wenn sich die positive Dynamik wegen der anhaltenden Lieferkettenproblematik etwas verlangsamen dürfte.

Die Erwerbstätigkeit ist im Verlauf von 2021 deutlich gestiegen.

Die Erwerbstätigkeit hat im Jahresverlauf bereits merklich zugelegt. Insgesamt dürfte es im laufenden Jahr wegen des deutlichen Unterhangs aber zu einem leichten Rückgang der jahresdurchschnittlichen Erwerbstätigkeit um 8 Tausend Personen kommen. Im nächsten Jahr ist ein noch deutlicherer Anstieg um 470 Tausend zu erwarten. Im Jahr 2023 flacht der Zuwachs ab (+205 Tausend). Auch die Arbeitslosigkeit hat sich bereits deutlich veringert. Sie dürfte in diesem Jahr um 80 Tausend Personen und im nächsten Jahr um 260 Tausend zurückgehen. Im Jahr 2023 dürfte es zu einem weiteren leichten Abbau kommen. Dies entspricht Arbeitslosenquoten von 5,7 bzw. 5,1 %.

Auf rund 5,7 % sinkt die Arbeitslosenquote im Jahr 2022.

Die Zahl der Arbeitnehmer steigt weiter an, wobei es insbesondere zu Zuwächsen bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung kommt. Die Zahl der Selbständigen und der geringfügig Beschäftigten wird hingegen insbesondere im laufenden Jahr noch deutlich zurückgehen, weil diese Beschäftigungsformen verstärkt von der CoronaKrise betroffen waren. Bei den geringfügig Beschäftigten kam es allerdings bereits in diesem Jahr wieder zu einem Aufbau. Bei den Selbständigen dürfte der Trend noch bis ins nächste Jahr anhalten, bevor es auch dort wieder zu Zuwächsen kommt.

In Kürze: Bei der Zahl der Selbständigen dürfte der Rückgang erst einmal noch bis ins nächste Jahr hinein anhalten.

Eine wichtige Rolle für den widerstandsfähigen Arbeitsmarkt spielen die umfassenden staatlichen Stützungsmaßnahmen wie die Soforthilfen und Überbrückungshilfen sowie die Kurzarbeit, die bereits im letzten Jahr Einkommensund Beschäftigungsverluste milderten. Auch während der zweiten Welle der Pandemie wurde sie wieder vermehrt in Anspruch genommen, wobei die sehr hohen Zahlen des Vorjahres nicht wieder erreicht wurden. Im Februar 2021 gab es rund 3,4 Millionen Kurzarbeitende. Seit März 2021 gingen die Zahlen dann wieder merklich zurück.

Der Abbau der Kurzarbeit wurde etwas verlangsamt durch die aktuelle Schwäche der Industrie, wo Knappheiten weiterhin belastend wirken. Im Jahresdurchschnitt rechnet die Bundesregierung mit 1,6 Millionen in diesem und rund 300 Tausend konjunkturell Kurzarbeitenden im nächsten Jahr. Durch den Rückgang der Kurzarbeit in diesem Jahr wird sich auch die Arbeitszeit und damit das Arbeitsvolumen normalisieren. Die starke Inanspruchnahme der Kurzarbeit lag auch an der Knappheit an Arbeitskräften. Arbeitgeber versuchten schon aus diesem Grund, Beschäftigte zu halten. Mit der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung und Auslastung am Arbeitsmarkt dürften strukturelle Aspekte wie Fachkräftemangel und demografischer Wandel wieder ein Thema werden.

Hohe Inflationsraten durch Sondereffekte und Engpässe

Die Verbraucherpreise haben zu Beginn des Jahres merklich angezogen. Grund dafür war zunächst die Rücknahme der temporären Senkung der Umsatz- steuersätze. Des Weiteren traten Maßnahmen des Klimapakets wie insbesondere die CO2-Bepreisung für Transport und Gebäudeheizung in Kraft, die durch die Senkung der EEG-Umlage nur zum Teil kompensiert wurden. Außerdem erhöhten sich die Rohstoffpreise sehr kräftig, die die Inflation im ver- gangenen Jahr noch erheblich dämpften.

2,2 % Inflation erwartet die Bundesregierung für 2022.
Im Trend dürfte sich der Preisanstieg wieder verlangsamen.

Ab dem zweiten Halbjahr 2021 zeigt sich ein weiterer Nebeneffekt der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze von Juli bis Dezember 2020. Durch die Messung der Inflation als prozentuale Preisniveausteigerung im aktuellen Monat gegenüber dem Vorjahresmonat hängt die aktuelle Preissteigerungsrate auch vom Preisniveau des Vorjahres ab, daraus resultiert ein statistischer „Basiseffekt“: Ist das Preisniveau im Vorjahresmonat deutlich gesunken, schlägt sich dies in höheren Inflationsraten im laufenden Jahr nieder. Zum Jahreswechsel 2021/2022 verpufft dieser Effekt. Auch die Auswirkungen der Zunahme der Rohstoffpreise sowie die Maßnahmen des Klimapakets (weitere, aber geringere Anhebung der CO2-Bepreisung) dürften im Jahr 2022 eine spürbar geringere Bedeutung haben. Die Bundesregierung trägt in ihrer Projektion dieser Entwicklung Rechnung und erwartet für das laufende Jahr eine Inflationsrate von 3,0 % und für die nächsten beiden Jahre Raten von 2,2 % bzw. 1,7 %. Die Kerninflation, also die Entwicklung der Verbraucherpreise unter Herausrechnung der volatilen Energieund Lebensmittelpreise, steigt in den Jahren 2021, 2022 und 2023 um 2,2 %, 2,0 % bzw. 1,7 %.

Löhne und verfügbare Einkommen in der Krise stabil

Trotz der pandemiebedingten Rezession kam es im vergangenen Jahr nur zu einem geringfügigen Rückgang der Löhne. Die umfangreichen staatlichen Maßnahmen sowie die Kurzarbeit trugen zu einer Stützung von Einkommen und Beschäftigung bei.

Im laufenden Jahr zeichnet sich eine moderate Steigerung bei den Tariflöhnen ab. Die Effektivlöhne je Arbeitnehmer dürften in diesem Jahr dagegen deutlich kräftiger steigen, weil der Rückgang der Kurzarbeit erhöhend auf die Verdienste wirkt (Bruttolöhne und Gehälter je Arbeitnehmer 2021: +3,3 %). Im kommenden Jahr werden die Bruttolöhne und -gehälter wegen der weiter zulegenden Konjunktur und dem weiteren Abbau von Kurzarbeit mit 3,4 % erneut kräftig expandieren.

Um rund 3,8% dürften die verfügbaren Einkommen im nächsten Jahr zulegen.

Angesichts der steigenden verfügbaren Einkommen (2021: +2,5 %, 2022: +3,8 %) dürfte der private Konsum ab dem zweiten Halbjahr dieses Jahres wieder zugenommen haben. Die Herbstprojektion geht dabei auch von Nachholeffekten im Bereich bislang nicht möglicher Konsumausgaben aus. Dennoch führt der schwache Einstieg ins Jahr zu einer jahresdurchschnittlichen Veränderung von nur 0,3 % im laufenden Jahr. Im kommenden Jahr dürfte der private Konsum dann noch einmal deutlich expandieren, so dass sich ein Wachstum von 6,6 % ergibt.

Rückkehr der deutschen Wirtschaft in die Normalauslastung

Die Projektion der wirtschaftlichen Entwicklung in der mittleren Frist, d. h. für die Jahre 2024 bis 2026, orientiert sich an der Trend-Extrapolation der strukturellen (konjunkturbereinigten) Wachstumsmöglichkeiten für die Volkswirtschaft. Das von der Bundesregierung auf Grundlage der gemeinsamen EU-Methode geschätzte Produktionspotenzial beschreibt die wirtschaftliche Aktivität einer Volkswirtschaft bei Normalauslastung der Produktionsfaktoren. Es wird angenommen, dass nach einem Schock die Wirtschaft mittelfristig wieder zum Potenzialpfad zurückkehrt. Dieser kann allerdings selbst durch Krisen beeinflusst werden, da grundsätzlich auch mit strukturellen Veränderungen (z. B. im Migrationsverhalten oder in Bezug auf die Digitalisierung der Arbeitswelt) zu rechnen ist. Das Potenzialwachstum liegt in den Jahren 2022 und 2023 bei rund 1,1 %. Zum Ende des Projektionszeitraums im Jahr 2026 sinkt die Potenzialrate auf 0,9 %. Hier macht sich der Rückgang des Arbeitskräftepotenzials aufgrund des demografischen Wandels zunehmend bemerkbar.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Jahr 2021 trotz der wirtschaftlichen Erholung noch in einer deutlichen Unterauslastung. Dies spiegelt sich in einer negativen Produktionslücke (BIP minus Produktionspotenzial) von -2,9 % des Produktionspotenzials wider. Infolge des kräftigeren BIP-Zuwachses im Folgejahr ist die Produktionslücke bereits im Jahr 2022 nahezu geschlossen und liegt im Jahr 2023 am oberen Ende des Korridors der Normalauslastung. Zum Ende des Projektionszeitraums im Jahr 2026 schließt sich die Produktionslücke annahmegemäß vollständig.

Chancen und Risiken

Die Bundesregierung stellt in ihrer Herbstprojektion die aus ihrer Sicht wahrscheinlichste Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft dar. Es gibt dabei Risiken, aber auch Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung.

In der vorliegenden Projektion wird nicht davon ausgegangen, dass es erforderlich sein wird, auf Grund anhaltend hoher Infektionszahlen erneut verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu ergreifen. Insbesondere das Auftreten von ansteckenderen oder resistenten Virus-Mutationen stellt jedoch ein zusätzliches Risiko dar.

Chancen ergeben sich im Inund Ausland vor allem aus einer stärkeren Erholung des Außenhandels, einer früher als erwartet erfolgenden Auflösung der Lieferengpässe und einer noch kräftigeren Erholung der Konsumausgaben.

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