In Kürze Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP beträgt +0,6% für das dritte Quartal 2021 (Stand 09. September).1


Das Prognosemodell ermittelt als Nowcast für das dritte Quartal 2021 einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg des BIP um preisbereinigt 0,6 % gegenüber dem Vorquartal. Der Nowcast ist eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose, bei der es sich weder um die Schätzung des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung handelt. Die amtlichen Ergebnisse für das dritte Quartal 2021 werden vom Statistischen Bundesamt Ende Oktober 2021 veröffentlicht.

Die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf wird durch die Abbildung veranschaulicht. Nach erstmaliger Ermittlung als Forecast Anfang April 2021 lag der Wert für das dritte Quartal bei 1,9 %. Im Laufe des April führten vor allem enttäuschende Nachrichten zur Konjunktur des Euroraums, gedrückte Stimmungsindikatoren und die Veröffentlichung der amtlichen Ergebnisse zur negativen Wachstumsrate des ersten Quartals zu einer Dämpfung der Prognose. Der Schätzwert lag bis Anfang Juni im Bereich von 1,0 bis 1,2 %. Danach sorgten widersprüchliche Nachrichten zur Konjunktur im Euroraum für ein Auf und Ab des Prognosewerts, der im Juni und Juli zwischen 1,0 und 2,5 % schwankte. Im August wurde das Modell von den Meldungen zur Produktion im Produzierenden Gewerbe im Juni sowie zu wichtigen Stimmungsindikatoren enttäuscht. Im Zuge der Daten zur Produktion im PKW-Bereich im August fiel der Schätzwert Anfang September sogar auf unter 0,4 %. Zuletzt ergab sich vor dem Hintergrund der Umsatzdaten für die Industrie im Juli eine Erhöhung des Nowcast auf 0,6 %.

Aus fachlicher Sicht scheint der aktuelle Prognosewert für das dritte Quartal zu niedrig. Aufgrund der Ausnahmesituation, in der sich die deutsche Konjunktur befindet, haben es empirische Modelle derzeit schwer, den Zusammenhang zwischen Indikatoren und der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung adäquat abzubilden. Es ist davon auszugehen, dass das Modell zusätzlich den positiven BIP-Effekt der erfolgten Öffnung vieler Dienstleistungsbereiche mangels verfügbarer Indikatoren nicht hinreichend berücksichtigt. Deshalb ist es unabdingbar, rein modellgestützte Prognosen mit Experteneinschätzungen zu kombinieren.

Zu starken Aufholeffekten kam es bereits im zweiten Quartal in einigen besonders von den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie betroffenen Branchen. Dies dürfte sich im dritten Quartal noch verstärken. Wie die weitere Entwicklung tatsächlich ausfällt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn die amtlichen Daten für das dritte Quartal 2021 veröffentlicht werden. Der weitere Konjunkturverlauf hängt stark vom Infektionsgeschehen und den in der Folge ergriffenen Maßnahmen ab. Diese Sachverhalte können weder vom ökonometrischen Modell des Nowcast noch von Konjunkturexperten vorhergesehen werden.

Die Bundesregierung wird im Oktober ihre Herbstprojektion 2021 vorlegen.

1 Für nähere Erläuterungen zu der Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12-15, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.

Das Modell
Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

BIP Nowcast