In Kürze

Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP im dritten Quartal 2020 beträgt +3,4 % gegenüber dem Vorquartal (Stand 14. September) [1].

Das Prognosemodell ermittelt als Nowcast für das BIP im dritten Quartal 2020 einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg des BIP um 3,4 % gegenüber dem Vorquartal. Der Nowcast ist eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose, bei der es sich weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung handelt. Die ersten amtlichen Ergebnisse für das dritte Quartal 2020 veröffentlicht das Statistische Bundesamt voraussichtlich am 30. Oktober.

Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Nowcast für das dritte Quartal im Zeitverlauf. Zu Beginn des dritten Quartals lag der Nowcast auf Basis der rezessiven Datenlage für den Berichts-monat April zunächst bei -1,1 %. Nachdem sich der wirtschaftliche Aufholprozess in den Mai-Daten bestätigte, die im Juli veröffentlicht wurden, passte das Modell seinen Schätzwert in den deutlich positiven Bereich an. Ein Gutteil der Aufwärtsbewegung wurde zwischenzeitlich durch enttäuschende Nachrichten zur Konjunktur im Euroraum wieder abgeschrieben. Anfang August wurde der Nowcast aber erneut kräftig angehoben, als Auftragseingänge, Produktion und Exporte in Deutschland im Juni wesentlich besser ausfielen, als vom Modell erwartet. Seitdem liegt der Nowcast relativ stabil bei etwas über 3 %.

Entwicklung des BIP Nowcast für das dritte Quartal 2020 (Saison-und kalenderbereinigtes Wachstum ggü. Vorquartal) Bild vergrößern

Entwicklung des BIP Nowcast für das dritte Quartal 2020 (Saison-und kalenderbereinigtes Wachstum ggü. Vorquartal)

© Now-Casting Economics Ltd.

Aktuell ist die Prognoseunsicherheit für den Nowcast sehr hoch. Zwar liegen teilweise bereits „harte“ Konjunkturindikatoren für den August vor, allerdings dürfte sich in der aktuellen Ausnahmesituation der Zusammenhang zwischen Konjunkturindikatoren und Konjunkturverlauf gegenwärtig anders darstellen als in normalen Zeiten. Empirische Modelle tun sich generell schwer damit, Ausnahmesituationen abzubilden.

Aus Sicht des BMWi erscheint das von dem Modell prognostizierte BIP-Wachstum im dritten Quartal als zu niedrig. Ein Grund sind sicherlich die expansiven konjunkturstützenden Maßnahmen der Bundesregierung, die vom Modell nicht berücksichtigt werden können.

Wie stark die Erholung tatsächlich ausfällt, wird sich im kommenden Monat verlässlicher abzeichnen, wenn weitere Indikatoren, die sich auf das dritte Quartal beziehen, vom Modell verarbeitet wurden.

Das Modell
Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

[1] Für nähere Erläuterungen zu der Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells, siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juni 2019, Seite 9–11, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.