In Kürze
Der Nowcast für die Saison- und kalenderbedingte Veränderungsrate des BIP beträgt -6,4 % im zweiten Quartal 2020 und +6,5 % im dritten Quartal 2020 (Stand 9. Juli) [1].

Das Prognosemodell ermittelt als Nowcast für das BIP im zweiten Quartal 2020 einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang des BIP um 6,4% gegenüber dem Vorquartal. Für das dritte Quartal prognostiziert das Modell eine starke Erholung um 6,5%. Der Nowcast ist eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose, bei der es sich weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung handelt. Die amtlichen Ergebnisse für das zweite bzw. dritte Quartal 2020 werden vom Statistischen Bundesamt voraussichtlich am 30. Juli bzw. am 30. Oktober veröffentlicht.

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf. Zu Beginn des zweiten Quartals lagen noch keine harten Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung vor. Die Auswirkungen der Corona-Krise zeigten sich aber bereits in Umfragedaten. Der Nowcast lag am 1. April zunächst bei rund -2%. Seitdem sorgten schlechte Nachrichten zur wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum sowie nationale Konjunkturindikatoren für die Berichtsmonate März und April für substanzielle Anpassungen des Nowcast nach unten. Aktuell prognostiziert das Modell einen BIP-Rückgang um 6,4% im zweiten Quartal.

Abbildung 1: Entwicklung des BIP Nowcast für das zweite und dritte Quartal 2020 (Saison-und kalenderbereinigtes Wachstum ggü. Vorquartal; Prognose für das dritte Quartal) Bild vergrößern

Abbildung 1: Entwicklung des BIP Nowcast für das zweite und dritte Quartal 2020 (Saison-und kalenderbereinigtes Wachstum ggü. Vorquartal; Prognose für das dritte Quartal)

© Now-Casting Economics Ltd.

Der Nowcast für das dritte Quartal hat sich seit Quartalsbeginn zügig nach oben angepasst. Positive Neuigkeiten gab es vor allem aus der Industrie; Auftragseingänge, Produktion und Umsätze haben sich im Mai deutlich stärker erholt als vom Modell erwartet. Derzeit prognostiziert es ein Wachstum von 6,5%. Besonders für das dritte Quartal ist die Prognoseunsicherheit sehr hoch: Zum einen befindet sich die deutsche Konjunktur in einer einmaligen Ausnahmesituation, weshalb der Zusammenhang zwischen Indikatoren und der wirtschaftlichen Entwicklung derzeit schwer in empirischen Modellen abzubilden ist. Zum anderen basiert der Nowcast für das dritte Quartal bisher maßgeblich auf Umfrageindikatoren.

Aus Sicht des BMWi erscheint der von dem Modell prognostizierte BIP-Rückgang im zweiten Quartal zu gering. Zudem ist eine deutlich positivere Wachstumsrate für das dritte Quartal plausibel. Wie stark die Erholung genau ausfällt, wird sich Anfang August deutlicher abzeichnen, wenn die nächsten Signale aus der Industrie für den Monat Juni und auch die offizielle Wachstumsrate des BIP für das zweite Quartal vom Modell verarbeitet wurden.

Das Modell
Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

[1] Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juni 2019, Seite 9-11, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.