In Kürze:
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen sich mittlerweile auch deutlich in den Wirtschaftsstatistiken. Im ersten Quartal 2020 ist die deutsche Wirtschaftsleistung gemessen am preisbereinigten Bruttoinlands­produkt gegenüber dem Vorquartal um 2,2 % gesunken.

Stark betroffen waren erwartungsgemäß die privaten Konsumausgaben und Investitionen in Ausrüstungen, die besonders unter den ab Mitte März eingeführten Eindämmungsmaßnahmen gegen das Corona-Virus gelitten haben dürften. Auch die Auslandsnachfrage zeigte sich schwach und führte zu einem negativen Außenbeitrag von -0,8 Prozentpunkten.

Insgesamt zeigt sich in der wirtschaftlichen ­Entwicklung im ersten Quartal bereits der Effekt der Corona-Pandemie, wenngleich die Maßnahmen zur Eindämmung in Deutschland erst Mitte März voll zum Tragen kamen. Negative außenwirtschaftliche Effekte dürften jedoch bereits etwas früher eingetreten sein, da international die Corona-Gegenmaßnahmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt wurden. Die offene deutsche Volkswirtschaft ist hiervon in besonderem Maße betroffen gewesen.

Am 25. Mai 2020 veröffentlichte das Statistische Bundesamt detaillierte Ergebnisse zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2020. Demnach ging das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP im ersten Quartal mit einer Veränderungsrate von -2,2 % gegenüber dem Vorquartal zurück. Damit verbucht die deutsche Wirtschaft den stärksten Rückgang in einem Quartal seit der Finanzkrise 2008/2009. Mit der aktuellen Veröffentlichung wurde die erste Einschätzung des BIP-Wachstums im Rahmen der Schnellmeldung vom 14. Mai 2020 mit einem Anstieg des preisbereinigten BIP im Jahr 2019 von 0,6 % bestätigt. Nominal nahm das BIP um 2,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu.

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland (saison-und kalenderbereinigte Entwicklung) Bild vergrößern

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland (saison-und kalenderbereinigte Entwicklung)

© StBA, BBk

Dienstleistungen und Industrie von Corona getroffen, Bau bleibt unbeeindruckt

Auf der Entstehungsseite zeigt sich im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres ein differenziertes Bild. Das Verarbeitende Gewerbe setzte die Abwärtstendenz aus 2019 mit einem Rückgang von 6,4 % fort und auch verschiedene Dienstleistungsbereiche konnten sich den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht entziehen. Insbesondere der Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr verzeichnete mit einem Rückgang von -3,0 % deutliche Einschnitte. Die Industrie hatte zuletzt Anzeichen einer einsetzenden Erholung gezeigt, wird aber in der zweiten Hälfte des Quartals mit voller Wucht von den Beschränkungen im Inland und der rapide sinkenden Auslandsnachfrage getroffen.

Im Gegensatz dazu verzeichnete die Bruttowertschöpfung im Baugewerbe ein Wachstum von 4,0 % und profitierte damit von der trotz Corona stark bleibenden Nachfrage nach Bauleistungen und den milden Witterungsbedingungen. Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern stellte sich ein Zuwachs von 1,4 % ein, während der Bereich Information und Kommunikation um 1,5 % wuchs. Dennoch überwog insgesamt der Rückgang in der Industrie, der die gesamte Bruttowertschöpfung im ersten Quartal um 1,8 % gegenüber dem Vorjahr zurücktrieb.

Wachstum des Bruttoinlandprodukts

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten, preis-, kalender- und saisonbereinigt) Bild vergrößern

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten, preis-, kalender- und saisonbereinigt)

© StBA

Positive Impulse vom Staatskonsum können außenwirtschaftliche Schwäche nicht aufwiegen

Verwendungsseitig kamen Wachstumsimpulse vor allem vom staatlichen Konsum, der im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 % zunahm. Die Brutto­anlageinvestitionen gingen derweil um 0,2 % zurück, obwohl der Staat sich auch hier vor allem in Bauinvestitionen (+4,1 %) stark betätigte. Besonders die Ausrüstungsinvestitionen gingen mit 6,9 % deutlich zurück und setzten damit den seit dem dritten Quartal 2019 bestehenden Abwärtstrend weiter fort. Der Rückgang betraf dabei sowohl die privaten (-6,1 %) als auch die staatlichen Ausrüstungsinvestitionen (-18,3 %). Während die staatlichen Ausgaben für Ausrüstungen durchaus volatil sein können, dürften angesichts der Corona-Pandemie und der vorherrschenden Unsicherheit viele Unternehmen Ausweitungen von Produktionskapazitäten verschoben haben.

Darüber hinaus wurde ein Teil der Gesamtnachfrage durch einen Aufbau von Vorräten gespeist (Wachstumsbeitrag: +0,3 Prozentpunkte), was den Rückgang der inländischen Verwendung im ersten Quartal aber nicht deutlich abfedern konnte. Diese ging um insgesamt 1,4 % zurück.

Auch aus dem Ausland gab es keine positiven Impulse. Die Exporte gingen im ersten Quartal kräftig zurück (-3,1 %) nachdem sie bereits im Vorquartal gesunken waren (-0,6 %). Die Importe gingen ebenfalls zurück und lagen zum Ende des ersten Quartals um 1,6 % niedriger als Ende 2019. Damit ist der Importrückgang jedoch deutlich weniger ausgeprägt als die Abnahme der Ausfuhren, was in einem insgesamt negativen Außenbeitrag von 0,8 Prozentpunkten resultierte.

Arbeitsmarkt wird von Kurzarbeit gestützt

Der Arbeitsmarkt entwickelte sich im ersten Quartal noch einmal positiv, wenn auch mit deutlich reduzierter Dynamik. Im Durchschnitt waren rund 45,3 Millionen Menschen erwerbstätig. Dies sind rund 12.000 Personen mehr als im Vorquartal. Stützend dürfte hierbei die Kurzarbeit gewirkt haben, da Kurzarbeitende weiterhin als Erwerbstätige gezählt werden.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – ist nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahresquartal um rund 0,6 % gesunken, was trotz leicht sinkender Arbeitsstunden auf den noch stärkeren Rückgang des BIP zurückzuführen ist.

Mit dem Rückgang der Wirtschaftsleistung und dem spürbaren Anstieg der Kurzarbeit nahmen die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erstmals seit 2013 gegenüber dem Vorquartal ab (-0,9 %).

Alle Quartale 2019 revidiert – ­Jahresergebnis bleibt

Neben der Berechnung der Wirtschaftsleistung des ersten Quartals 2020 überarbeitete das Statistische Bundesamt auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse für das Jahr 2019 und seine Quartale. Daraus ergaben sich geringfügige Änderungen für alle vier Quartale bei gleichbleibendem Jahresergebnis.