In Kürze:
Im vierten Quartal ist die deutsche Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal unverändert geblieben. Im Gesamtjahr 2019 erhöhte sich das BIP somit um +0,6 %.

Wachstumsimpulse kamen im Jahresschlussquartal vor allem aus dem Inland. Der rechnerisch negative Außenbeitrag wurde durch staatliche Konsumausgaben und Investitionen in Bauten, sonstige Anlagen sowie durch Lageraufbau ausgeglichen.

Insgesamt verlief die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2019 merklich gedämpft. Dies lag vor allem am schwachen globalen Handel nicht zuletzt aufgrund der Handelskonflikte. Dies setzte auch der globalen Industriekonjunktur kräftig zu. Die offene deutsche Volkswirtschaft war hiervon in besonderem Maße betroffen.

Am 25. Februar 2020 veröffentlichte das Statistische Bundesamt detaillierte Ergebnisse zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2019. Demnach blieb das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP im vierten Quartal mit einer Veränderungsrate von 0,0 % gegenüber dem Vorquartal unverändert. Zum Jahresauftakt des Jahres 2019 war die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0,5 % gestiegen, gefolgt von einem leichten Rückgang im zweiten Quartal (-0,2 %). Das Wachstum im dritten Quartal wurde mit der Veröffentlichung der Ergebnisse des vierten Quartals leicht von 0,1 % auf 0,2 % aufwärts revidiert. Mit der aktuellen Veröffentlichung wurde die erste Einschätzung des BIP-Wachstums im Rahmen der Schnellmeldung vom 14. Februar 2020 mit einem Anstieg des preisbereinigten BIP im Jahr 2019 von 0,6 % bestätigt. Nominal nahm das BIP um 2,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu.

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland (saison-und kalenderbereinigte Entwicklung) Bild vergrößern

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland (saison-und kalenderbereinigte Entwicklung)

© StBA, BBk

Zweigeteilte Konjunktur setzt sich Fort: Industrie verhalten, Dienstleistungen und Bau expandieren

Auf der Entstehungsseite sank die Bruttowertschöpfung im vierten Quartal vor allem im Verarbeitenden Gewerbe (-0,9 %). Das Ausmaß des Rückgangs entsprach hierbei in der Quartalsbetrachtung etwa der Entwicklung der beiden Vorquartale. Im Dezember hatte sich der Rückgang der Produktion laut Produktionsstatistik allerdings noch einmal verstärkt. Hier kam jedoch ein Sondereffekt durch eine besonders hohe Anzahl an Brückentagen zum Tragen. Insgesamt zeigte sich am Ende des vierten Quartals produktionsseitig noch keine Trendwende in der Industrie, allerdings ist der Rückgang wahrscheinlich auch etwas überzeichnet.

Im Gegensatz dazu verzeichnete die Bruttowertschöpfung im Baugewerbe ein Wachstum von 0,5 % und profitierte damit abgesehen von der allgemein hohen Nachfrage nach Bauleistungen auch von den milden Witterungsbedingungen im letzten Vierteljahr des vergangenen Jahres. Die Dienstleistungsbereiche trugen ebenfalls zum Wachstum bei (+0,2 %). Den stärksten Zuwachs verzeichneten die Bereiche Gastgewerbe (+1,6 %) und öffentliche Dienstleister (+0,6 %). Bei den Unternehmensdienstleistern stellte sich eine Stagnation ein, ebenso bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern.

Wachstum des Bruttoinlandprodukts

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten, preis-, kalender- und saisonbereinigt) Bild vergrößern

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten, preis-, kalender- und saisonbereinigt)

© StBA, BBk

Positive Impulse vom staatlichen Konsum, Anstieg bei den Importen

Verwendungsseitig kamen Wachstumsimpulse vor allem vom staatlichen Konsum, der im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 % zunahm. Die Bruttoanlageinvestitionen gingen derweil um 0,2 % zurück. Besonders die Ausrüstungsinvestitionen gingen mit 2,0 % kräftig zurück und setzten damit die negative Entwicklung aus dem dritten Quartal fort. Die gegenläufigen Entwicklungen im weiterhin florierenden Bau (+0,6 %) und kräftigen Zuwächsen bei den sonstigen Anlageinvestitionen (+1,1 %) konnten die Verluste bei den Ausrüstungen nicht auffangen. Dabei gingen sowohl die privaten (-0,8 %) als auch die staatlichen Ausrüstungsinvestitionen (-17,7 %) zurück. Während Schwankungen bei staatlichen Ausgaben für Ausrüstungen normal sind, dürften sich angesichts der konjunkturellen Schwäche in der Industrie vor allem viele Unternehmen mit einer Erweiterung von Produktionskapazitäten zurückgehalten haben.

Ein Teil der Gesamtnachfrage wurde zudem durch einen kräftigen Aufbau von Vorräten gespeist (Wachstumsbeitrag: +0,6 Prozentpunkte), wodurch die gesamten Bruttoinvestitionen um 2,9 % zunahmen. Insgesamt stieg die inländische Verwendung daher im vierten Quartal um 0,7 %, nach einem merklichen Rückgang im Vorquartal (-0,4 %)

Die Exporte gingen im vierten Quartal nach einer Erholung im Vorquartal wieder etwas zurück (-0,2 %). Die Importe hingegen stiegen kräftig um 1,3 % und trugen ihren Teil zu einem insgesamt negativen Außenbeitrag von 0,6 Prozentpunkten bei.

Entwicklungen am Arbeitsmarkt weiterhin positiv – aber mit abnehmender Dynamik

Der Arbeitsmarkt entwickelte sich im vierten Quartal noch einmal positiv, die Dynamik des Beschäftigungsaufbaus ist jedoch weiter zurückgegangen. Im Durchschnitt waren 45,5 Millionen Menschen erwerbstätig. Dies sind rund 183 Tausend Personen bzw. 0,7 % mehr als im Vorquartal.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – ist nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorquartal um rund 0,4 % gestiegen. Die geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen sind in etwa um die gleiche Rate gesunken, was bei stagnierendem BIP konsistent mit dem Produktivitätsanstieg ist.

Drittes Quartal aufwärtsrevidiert

Neben der Berechnung des vierten Quartals 2019 überarbeitete das Statistische Bundesamt auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse für das dritte Quartal. Dabei wurden, soweit erforderlich, neu verfügbare statistische Informationen in die Berechnungen der Ergebnisse einbezogen. Für das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2019 ergab sich dabei eine Aufwärtsrevision der Wachstumsrate um 0,1 Prozentpunkte auf 0,2 %.