In Kürze

Im Jahresschlussquartal 2019 stagnierte die deutsche Wirtschaft. Sie befindet sich weiterhin in einer Schwächephase. Im Gesamtjahr 2019 nahm die Wirtschaftsleistung um 0,6 % zu.

Zum Jahresende entwickelte sich die Industrieproduktion sehr schwach, wozu eine hohe Zahl an Brückentagen beitrug. Aber auch die Auftragseingänge verzeichneten einen merklichen Rückgang. Die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe hellten sich hingegen weiter auf.

Die Indikatoren für den privaten Konsum senden für das vierte Quartal gemischte Signale.

Die positive, aber gedämpfte Entwicklung der Beschäftigung setzt sich fort. Die Arbeitslosigkeit entwickelt sich im jahreszeitlich üblichen Rahmen.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich konjunkturell weiterhin in einer Schwächephase. Im Jahresschlussquartal konnte sie ihre gesamtwirtschaftliche Leistung zwar halten, aber nicht weiter ausbauen. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im vierten Quartal 2019 preis-, kalender- und saisonbereinigt (+/-0,0) gegenüber dem Vorquartal, in dem es sich aufwärts revidiert um 0,2 % erhöht hatte. [1], [ 2] Nachfrageseitige Impulse blieben im vierten Quartal rar, lediglich die Investitionen in Bauten und in sonstige Anlagen wurden ausgeweitet. Die privaten und staatlichen Konsumausgaben dürften ihr Niveau in etwa gehalten haben. Die Exporte und im Gefolge auch die Investitionen in Ausrüstungen wurden eingeschränkt. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich damit im Jahr 2019 insgesamt preisbereinigt um 0,6 %.

Bruttoinlandsprodukt

Bruttoinlandsprodukt und ifo Geschäftsklima Bild vergrößern

Bruttoinlandsprodukt und ifo Geschäftsklima

© StBA, BBk, ifo Institut

Industriekonjunktur bleibt unter Druck

Die Konjunktur in der deutschen Wirtschaft ist weiterhin zweigeteilt. Während sich die mehr binnenwirtschaftlich orientierten Dienstleistungsbereiche und das Baugewerbe wirtschaftlich gut entwickeln, steht die exportorientierte Industrie weiterhin unter Druck. Die Konjunkturindikatoren für die Industrie senden gegenwärtig gemischte Signale. Während die Umsätze und die Produktion im Jahresschlussquartal nochmals kräftig abnahmen, hellten sich ihre Geschäftserwartungen weiter etwas auf, was absehbar für eine Stabilisierung der Industriekonjunktur spricht. Allerdings haben sich zwischenzeitlich die Risiken aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld durch die Ausbreitung des Corona-Virus erhöht. Die damit einhergehenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf China und seine Handelspartner sind gegenwärtig noch nicht abschätzbar.

Weltindustrieproduktion (CPB)

Weltindustrieproduktion (CPB) Bild vergrößern

Weltindustrieproduktion (CPB)

© Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), Macrobond

Zusätzliche Risiken für die Weltwirtschaft

Die Weltwirtschaft entwickelt sich weiterhin gedämpft. Sie ist geprägt durch den Abschwung der Industriekonjunktur, der nicht zuletzt auf protektionistische Tendenzen zurückzuführen ist. Die globale Industrieproduktion ist zwar im November gegenüber dem Vormonat etwas gestiegen und übertraf ihr Vorjahresniveau wieder leicht, gleichzeitig verringerte sich aber der globale Warenhandel und für das Gesamtjahr zeichnet sich beim Warenhandel erstmals seit zehn Jahren ein Rückgang ab. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von J. P. Morgan/IHS Markit für die Weltwirtschaft startete in das Jahr 2020 aber mit einer erneuten Steigerung. Der Teilindex für die Industrie legte zuletzt ebenfalls zu und lag wieder merklicher oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Mit der Corona-Epidemie in China ist jedoch ein neuer Risikofaktor für die globale Wirtschaft hinzugekommen. In Anbetracht der aktuellen Indikatorenlage gehen die internationalen Organisationen bisher für das laufende und kommende Jahr von einer nur wenig beschleunigten, aber weiterhin aufwärtsgerichteten Entwicklung der Weltwirtschaft aus.

Warenhandel

Warenhandel (in Milliarden Euro, kalender-und saisonbereinigt) Bild vergrößern

Warenhandel (in Milliarden Euro, kalender-und saisonbereinigt)

© Zahlungsbilanzstatistik BBk

Exporte weiterhin verhalten

Die schwachen Impulse aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld wirken grundsätzlich dämpfend auf den deutschen Außenhandel. Insofern bleiben auch die näheren Aussichten verhalten. Die Ausfuhren an Waren und Dienstleistungen sind im Dezember saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen im Vergleich zum Vormonat um 1,6 % gestiegen, nachdem sie allerdings im November um 3,6 % zurückgegangen waren. Im vierten Quartal insgesamt ergab sich ein leichter Zuwachs von 0,3 %, der aufgrund leicht gestiegener Ausfuhrpreise in realer Rechnung etwas geringer ausfallen dürfte. Die ifo Exporterwartungen sind zum Jahresbeginn 2020 wieder gefallen, blieben aber per saldo noch im positiven Bereich. Auch die Importe von Waren und Dienstleistungen haben sich im Dezember saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen im Vergleich zum November erhöht (+0,9 %), im gesamten vierten Quartal sind sie nominal nach der Zahlungsbilanzstatistik nur leicht gestiegen (+0,1 %).

Aussenhandel

Aussenhandel Bild vergrößern

Aussenhandel

© StBA, BBk

Produktion rückläufig, Geschäftserwartungen hellen sich auf

In der Industrie hält die Konjunkturschwäche an. Darauf deuten die schwache Entwicklung von Auftragseingängen, Umsätzen und Produktion hin. Auf der anderen Seite hat sich die Stimmung in den Unternehmen zuletzt etwas verbessert. Dies spricht dafür, dass sich die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten zumindest etwas stabilisieren dürfte. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe insgesamt nahm im Dezember um 3,5 % ab. Dieser deutliche Rückgang ist allerdings aufgrund einer hohen Anzahl an Brückentagen merklich überzeichnet. Darauf deutet auch das kräftige Produktionsminus von 8 % im Teilbereich Baugewerbe hin. Die Erzeugung in der Industrie ging um 2,9 % zurück. Die Energieproduktion erhöhte sich um 2,0 %. Im Jahresschlussquartal insgesamt wurde die Herstellung im Produzierenden Gewerbe um 1,9 % eingeschränkt. In der Industrie fiel das Minus mit -2,3 % etwas stärker aus, was insbesondere auf die Kfz-Industrie und den Maschinenbau zurückzuführen ist (-4,6 % bzw. -4,5 %). Auch die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe haben sich im Quartalsvergleich um 0,5 % verringert, aber nicht mehr so stark wie in den Vorquartalen. Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe hat sich im Januar den zweiten Monat in Folge merklich verbessert und die Kapazitätsauslastung ist der Umfrage zufolge sogar gestiegen.

Produktion im produzierenden Gewerbe nach Wirtschaftszweigen

Produktion im produzierenden Gewerbe nach Wirtschaftszweigen (Volumenindex (2015 = 100, saisonbereinigt) Bild vergrößern

Produktion im produzierenden Gewerbe nach Wirtschaftszweigen (Volumenindex (2015 = 100, saisonbereinigt)

© StBA, BBk

Industrie

Industrie (Veränderungen gegen Vorzeitraum in Prozent (Volumen, saisonbereinigt)) Bild vergrößern

Industrie (Veränderungen gegen Vorzeitraum in Prozent (Volumen, saisonbereinigt))

© StBA, BBk

Konsum liefert vorübergehend geringere Impulse

Die privaten Konsumausgaben bleiben grundsätzlich eine verlässliche Stütze der Binnenkonjunktur. Hierzu tragen die zunehmende Beschäftigung sowie eine gute Einkommensentwicklung bei. Letztere dürfte sich im vierten Quartal 2019 etwas weniger dynamisch entwickelt haben als im Vorquartal. Im Jahresschlussquartal 2019 haben daher den aktuellen Indikatoren zufolge die privaten Konsumausgaben vorübergehend eine langsamere Gangart eingeschlagen. Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz schwächten sich bei einem starken Rückgang im Dezember um 3,3 % im vierten Quartal insgesamt um 0,6 % ab, während in den vier Quartalen zuvor Zuwächse verzeichnet wurden. Die Neuzulassungen von Pkw, die im vierten Quartal um 0,8 % zugelegt hatten, sind im Januar um 17,0 % gesunken. Die Zulassungen der privaten Halter, die für den privaten Konsum maßgeblich sind, waren nicht ganz so stark rückläufig (-5,3 %). Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich im Januar etwas abgekühlt, blieb aber per saldo positiv und spürbar oberhalb seines langjährigen Durchschnitts. Das Preisklima ist weiterhin relativ ruhig. Die Inflationsrate betrug im Jahr 2019 +1,4 %, sie war damit merklich niedriger als im Vorjahr (+1,8 %). Für den geringeren Preisauftrieb spielten rückläufige Kraftstoffpreise eine wichtige Rolle.

Einzelhandelsumsatz

Einzelhandelsumsatz (ohne Handel mit Kfz) (Volumenindex 2015 = 100, saisonbereinigt) Bild vergrößern

Einzelhandelsumsatz (ohne Handel mit Kfz) (Volumenindex 2015 = 100, saisonbereinigt)

© StBA, BBk

Verbraucherpreisindex

Verbraucherpreisindex Bild vergrößern

Verbraucherpreisindex

© StBA, BBk

Beschäftigung nimmt weiter solide zu

Die gedämpfte Konjunktur zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt. Die Erwerbstätigkeit wurde im Dezember gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 22.000 Personen ausgeweitet und damit so stark wie im monatlichen Durchschnitt im Jahr 2019. Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war im November (+40.000 Personen) so kräftig wie im Vormonat. Im Bereich Arbeitnehmerüberlassung sank die Zahl der Beschäftigten um 6.000 Personen, im Verarbeitenden Gewerbe nahm die Beschäftigung hingegen nach einem Rückgang im Oktober geringfügig zu. Die Arbeitslosigkeit verläuft seit dem Sommer weitgehend seitwärts, sie nahm im Januar saisonbereinigt um 2.000 Personen ab. Nach den Ursprungszahlen (2,43 Mio. Personen) wird der Vorjahresstand um 20.000 Personen überschritten. Die Unterbeschäftigung veränderte sich nicht. Die Inanspruchnahme von konjunkturellem Kurzarbeitergeld nimmt in der Tendenz zu, wenngleich sie im November mit 96.000 Personen etwas geringer war als im Oktober. Die Anzeigen für konjunkturelle Kurzarbeit waren im Dezember mit 46.000 Personen ebenfalls leicht zurückgegangen. Die Frühindikatoren lassen weiterhin einen moderaten Beschäftigungsaufbau und nur geringe Veränderungen der Arbeitslosigkeit erwarten.

Erwerbstätigkeit

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Erwerbstätigkeit

© StBA

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (in 1000)

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (in 1000) Bild vergrößern

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (in 1000)

© BA, IAB, BBk

Arbeitsmarkt

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Arbeitsmarkt

© BA, IAB, BBk

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[1] Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts vom 14. Februar 2020.
[2] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 14. Februar 2020 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie kalender­ und saisonbereinigter Daten.