Innovationsturbo für mittelständische Unternehmen: Die Industrieforschungseinrichtungen

Seit einem Jahrzehnt fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit seinem Förderprogramm „FuE-Förderung gemeinnütziger externer Industrieforschungseinrichtungen / Innovationskompetenz (INNO-KOM)“ gemeinnützige externe Industrieforschungseinrichtungen in strukturschwachen Regionen Deutschlands. Davon profitiert insbesondere der Mittelstand. Denn: Aus den Forschungsergebnissen entwickeln die Unternehmen Produkte, Verfahren und Dienstleistungen – exakt auf den Kundenbedarf zugeschnitten.

Eine Frau hält ein abstraktes Molekül in der Hand

© Sergey Nivens/stock.adobe.com

Auf Herausforderungen des Marktes reagieren

Deutschland ist ein mittelständisch geprägter Industriestandort, der vor großen Herausforderungen und Umbrüchen steht. Dazu gehören die zunehmende Digitalisierung, immer kürzere Innovationszyklen und der Fachkräftemangel. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, die sich daraus ergebende Chancen nutzen wollen, ist der Transfer von Wissen und Technologien zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Dieser ist einfacher, als landläufig vermutet – nicht zuletzt aufgrund der guten Forschungsinfrastruktur in Deutschland: Viele Erfindungen werden in Forschungseinrichtungen konzipiert und entwickelt und dann durch leistungsstarke deutsche Unternehmen umgesetzt.

Marktnahe vorwettbewerbliche Industrieforschung – INNO-KOM fördert Wissenstransfer in strukturschwachen Regionen

Industrieunternehmen investieren in Forschung, Entwicklung und Innovation, um die neuesten Trends setzen zu können. In strukturschwachen Regionen Deutschlands fehlen aber oft große, forschungsstarke Unternehmen, die als „Kristallisationspunkte“ für die Innovationsaktivitäten des Mittelstandes dienen könnten. In diesen Regionen fungieren die gemeinnützigen externen Industrieforschungseinrichtungen als Forschungs- und Entwicklungsdienstleister und Innovationspartner, insbesondere für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

KMU, die häufig – anders als die Großunternehmen – keine eigenen großen Forschungsabteilungen haben, bauen auf dem Know-how der Forschungseinrichtungen auf, entwickeln die Forschungsergebnisse ggf. weiter und bringen so erfolgreich Innovationen auf den Markt.

Die nicht grundfinanzierten Industrieforschungseinrichtungen sind für den Technologietransfer als dritte tragende Säule unverzichtbar – neben den Universitäten und den großen Wissenschaftsorganisationen, wie beispielsweise der Fraunhofer Gesellschaft. Finanziell unterstützt werden sie durch das Programm INNO-KOM.

Ein Schnelltest für Herzinfarkte, der Leben rettet; neuartige Tinten für das 3-D-Drucken von biologischem Gewebe; Materialien als Infektionsschutz gegen Stichverletzungen durch Kanülen oder eine Möbelsauna – das sind nur einige der erfolgreichen Projekte, die mit INNO-KOM realisiert wurden.

Gemeinnützig
Die Industrieforschungseinrichtungen stellen die Forschungsergebnisse der Allgemeinheit zur Verfügung.
Extern
Die Industrieforschungseinrichtungen sind rechtlich selbständig. Sie sind somit weder Teil einer Hochschule, noch gehören sie einer entsprechenden institutionellen Förderung an.
Industrie(-forschung)
Kunden der Industrieforschungseinrichtungen sind im Wesentlichen kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft.


INNO-KOM: Eine zehnjährige Erfolgsgeschichte

INNO-KOM ist Teil des ganzheitlichen technologie- und themenoffenen Förderkonzepts des BMWi „Von der Idee in den Markt“ und setzt bei der marktnahen vorwettbewerblichen Forschung an (siehe Abbildung 1).

Gefördert werden Projekte der Vorlaufforschung, der marktnahen Forschung und Entwicklung sowie Investitionen in die wissenschaftlich-technische Infrastruktur gemeinnütziger externer Industrieforschungseinrichtungen mit bis zu maximal 550.000 Euro.

Ziel von INNO-KOM ist dabei, die Forschungsstruktur nachhaltig zu stärken, die Innovationstätigkeit von KMU über den Transfer von Forschungsergebnissen zu erhöhen und damit die Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung in strukturschwachen Regionen zu stärken.

Abbildung 1: Von der Idee zum Markterfolg – Programme für einen innovativen Mittelstand Bild vergrößern

Abbildung 1: Von der Idee zum Markterfolg – Programme für einen innovativen Mittelstand

Im Jahr 2009 startete das BMWi erstmals eine eigenständige Fördermaßnahme für gemeinnützige Industrieforschungseinrichtungen – damals noch beschränkt auf die neuen Bundesländer. Dabei wurden Vorlaufforschung, marktorientierte Entwicklung und Investitionsmaßnahmen in einer einheitlichen Programmstruktur gefördert und die Vorläuferprogramme INNO-WATT und „Vorlaufforschung“ gebündelt. Der gewerbliche Teil der INNO-WATT-Forschung wurde in das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)“ überführt:

Ab dem 01.09.09

Mit dem neuen Namen „INNO-KOM“ wurde das Programm 2017 auf alle strukturschwachen Regionen in Deutschland ausgeweitet:

01.01.17 bis 31.12.21

Und INNO-KOM entwickelt sich stetig weiter: Neue Formen der Zusammenarbeit mit schnellen Problemlösungen und Prototypentwicklungen sollen sich – als Reaktion auf die zunehmend steigenden Anforderungen am Markt – in INNO-KOM wiederfinden.

Seit Beginn des Programms wurden 2.950 Anträge bearbeitet und insgesamt weit über eine halbe Milliarde Euro in Innovationsprojekte investiert, deren Ergebnisse für die Wirtschaft diskriminierungsfrei zur Verfügung stehen.

Win-win – Forscher und Unternehmer gemeinsam erfolgreich

Von der Zusammenarbeit profitieren sowohl die KMU als auch die Industrieforschungseinrichtungen. Letztere sind wichtige praxisnahe und kreative Ideen- sowie Impulsgeber für erfolgreiche Innovationen, die gemeinsam mit Unternehmen zu marktreifen Produkten entwickelt werden. Zudem sind sie Initiatoren von Forschungs- und Entwicklungskooperationen und Netzwerken des innovativen Mittelstands.

Die Unternehmen haben den Kunden im Blick und wissen, was der Markt braucht. Sie geben Impulse in die Industrieforschungseinrichtungen, die als Forschungs- und Entwicklungsdienstleister zum „Problemlöser“ werden.

Ein Blick in die Zahlen zeigt: Die Forschung kommt in der Wirtschaft an

Die Industrieforschungseinrichtungen tragen wesentlich zum Wissens- und Technologietransfer in KMU bei. Durch ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeit entstehen Produkt- und Verfahrensinnovationen, die erfolgreich in die Wirtschaft transferiert werden und kurzfristig in markt-fähige Produkte und Verfahren umgesetzt werden. Das belegen auch die jährlichen Erfolgskontrollen. So erfolgte die Verwertung der geförderten Ergebnisse zu 70 Prozent extern – das heißt durch die Wirtschaft. Transferpartner der Industrieforschungseinrichtungen sind dabei hauptsächlich KMU (73 Prozent). Deren wirtschaftliche Leistungs- und damit Wettbewerbsfähigkeit wird durch den Einsatz dieser innovativen Produkte und Leistungen gestärkt.

Die starke Marktorientierung der Forschungseinrichtungen zeigt sich insbesondere in der Umsatzeffizienz. Aus einem Euro Zuschuss wurde im Jahr 2018 ein Ertrag von 19,05 Euro generiert – davon 5,65 Euro intern beim Zuwendungsempfänger selbst und 13,40 Euro in der Wirtschaft.

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Abbildung 2

Der neue Innovationskatalog erscheint in Kürze

Wo finden Unternehmen Industrieforschungseinrichtungen, die die wissenschaftliche Kompetenz zur Lösung ihrer Forschungsfrage haben? Wo finden Forschungseinrichtungen das Unternehmen, das ihre Forschungsergebnisse in den Markt bringt? Antworten gibt in Kürze der überarbeitete INNO-KOM-Innovationskatalog als „Matching-Plattform“ für Forscher und Unternehmen. Er erleichtert die Partnersuche und bietet interessante Einblicke in die Ergebnisse geförderter Forschungstätigkeit.

BMWi-Transferinitiative: Mehr Ideen – mehr Erfolge

Damit der gewinnbringende Transfer von Ergebnissen aus Wissenschaft und Forschung – nicht nur bei INNO-KOM – noch besser funktioniert, hat das BMWi die Transferinitiative gestartet. Hier stellen wir die folgenden Fragen: Wo funktioniert der Wissens- und Technologietransfer gut? Wo gibt es Hindernisse und wo muss nachjustiert werden? Mit einem mehrjährig angelegten Dialogprozess mit den Innovationsakteuren wird Bestehendes überprüft und Neues entwickelt, damit noch mehr Ideen den Markt erreichen.

Produktneuheit in der Augenheilkunde – neuartiges mobiles Augendiagnosegerät
Das Gerät wurde mit INNO-KOM-Fördermitteln vom ICM – Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V. entwickelt. Industriepartner war die Medizin und Service GmbH. Das neuartige Gerät gibt Ärzten erstmalig die Möglichkeit, Zusammenhänge zwischen Pupille und Netzhaut mit einem Diagnosegerät zu erforschen. Eine weitere technische Besonderheit liegt in der Kompaktheit des Gerätes, die neben einer stationären auch eine mobile Nutzung ermöglicht.

Materialfehler in Verbundwerkstoffen mit Ultraschall erkennen

Entwickelt wurde die Ultraschall-Messtechnik mit INNO-KOM-Fördermitteln vom Forschungszentrum Ultraschall gGmbH. Industriepartner war die
SONOTEC GmbH. Die zerstörungsfreie Ultraschalltechnik wird eingesetzt, um Produktionsfehler von Verbundwerkstoffen zu detektieren und damit eine hohe Qualität in der Endfertigung abzusichern. Um eine besonders hohe Auflösung bei der Prüfung zu gewährleisten, wurden durch das Forschungszentrum Ultraschall neue Faser-Piezokompositwandler entwickelt, die von dem Unternehmen SONOTEC in aktuellen Prüfgeräten erfolgreich vermarktet werden. Mit der hohen Auflösung der Messgeräte lassen sich auch kleinste Produktionsfehler sicher erkennen.


Weitere Informationen: Projektträger EuroNorm GmbH, www.innovation-beratung-foerderung.de

Kontakt: Dr. Beate Weidenhammer und Christian Frohs
Referat: Industrieforschung für Unternehmen, Innovationsberatung