Cover der Publikation Wahrnehmung und Bewertung der Arbeit der Treuhandanstalt

Zwischen 1990 und 1994 verantwortete die Treuhandanstalt die beschleunigte Umgestaltung der sozialistischen DDR-Planwirtschaft in eine soziale Marktwirtschaft. Schon zum damaligen Zeitpunkt waren ihr forciertes Vorgehen, vor allem die zahlreichen Privatisierungen und Schließungen ostdeutscher Betriebe in Öffentlichkeit, Politik und insbesondere in der ostdeutschen Gesellschaft stark umstritten. Bis in die jüngste Gegenwart hinein erweisen sich die Auseinandersetzungen zum langfristigen soziostrukturellen und soziokulturellen „Vermächtnis“ der Treuhandanstalt als nachhaltig fragmentiert, politisiert und polarisiert.

Im Rahmen der im Herbst 2016 in Auftrag gegebenen zeithistorischen Studie hat die Ruhr-Universität Bochum erstmals die langfristigen Wirkungen von Treuhandanstalt und Wirtschaftsumbau in der gegenwärtigen Erinnerungskultur untersucht. Dabei geht es der Studie nicht darum, die zeitgenössischen Diskurse sowie deren gesellschaftlichen (Gegen-)Erzählungen fortzuschreiben und auf ihre inhaltliche „Richtigkeit“ hin zu prüfen. Vielmehr nimmt die Studie eine grundlegende Inventur der mit der „Treuhand“ verbundenen medienöffentlichen Diskurslandschaft vor, die die verschiedenen Wahrnehmungen und rückblickenden Bewertungen abbildet und einordnet. Hierfür wurden, neben einer Umfrage mit 500 Personen in Ostdeutschland, die medienöffentlichen Auseinandersetzungen der vergangenen 25 Jahre analysiert, zahlreiche frühere Treuhand-Führungskräfte, ostdeutsche Treuhand-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sowie Experten im Umfeld der Treuhand befragt.