Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

© BMWi

Die Corona-Pandemie stürzt die Weltwirtschaft und mit ihr die deutsche Volkswirtschaft in eine Rezession. Die Bundesregierung rechnet für das Jahr 2020 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 6,3 % (preisbereinigt). Für das Jahr 2021 wird im Zuge des Aufholprozesses ein Zuwachs in Höhe von 5,2 % erwartet.

Bundeswirtschaftsminister Altmaier:

„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie führen unsere Wirtschaft nach 10 Jahren Wachstum in eine Rezession. Um die wirtschaftlichen Folgen so gering wie möglich zu halten haben wir mit einem beispiellosen Schutzschirm von über 1 Billion Euro gegengehalten. Ziel muss es sein, dass wir die Substanz unserer Wirtschaft erhalten, unsere Unternehmen und unsere Beschäftigten durch diese Krise hindurch begleiten. Dennoch werden wir dieses Jahr deutliche Einschnitte der Wirtschaftsleistung hinnehmen müssen.

Wir stehen vor großen Herausforderungen, wirtschaftlich und politisch. Ich bin mir der Zumutungen, die viele Maßnahmen mit sich bringen, bewusst. Ich möchte daher der Wirtschaft und der Bevölkerung meinen Dank für das konstruktive Miteinander aussprechen. Wir müssen unsere Schutzstrategie jetzt intelligent weiterentwickeln. Dabei dürfen wir nicht überstürzt einen zweiten hohen Anstieg der Infektionszahlen riskieren. Denn nur wenn wir das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben mit Augenmaß hochfahren, können wir bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder eine langsame Erholung starten.“

Die Projektion der Bundesregierung berücksichtigt, dass an den weitreichenden Maßnahmen zur Beschränkung der sozialen Kontakte im öffentlichen Raum zum Schutz von Gesundheit und Leben ab Mitte März und den gesamten Monat April festgehalten wurde. Danach wird von einer schrittweisen und maßvollen Lockerung der Verhaltensmaßnahmen ausgegangen. Der stärkste Einbruch der Wirtschaftsleistung erfolgt demnach im Verlauf des zweiten Quartals diesen Jahres. Danach setzt die Belebung der wirtschaftlichen Aktivitäten ein.

Weitere Einzelheiten der Projektion:

  • Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stürzen die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession, deren Ausmaß die Finanzkrise 2008/09 übersteigt. In Anlehnung an die Prognosen internationaler Organisationen (IWF, OECD) er-warten wir im Jahresdurchschnitt 2020 einen Rückgang der Weltwirtschafts-leistung in Höhe von 2,8 % und eine Erholung im Jahr 2021 um 5,7 %.
  • Es sind Rückgänge bei nahezu allen Verwendungskomponenten des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten. Aufgrund der negativen Entwicklung der Absatzmärkte gehen die deutschen Exporte im Jahr 2020 um 11,6 % zurück (2021: +7,6 %).
  • Die geringere Binnennachfrage und der geringere Bedarf an Vorleistungsgütern aus dem Ausland machen sich bei den Importen bemerkbar. Nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Maßnahmen zur Stützung von Einkommen und Nachfrage gehen die Importe nicht so stark zurück wie die Exporte (-8,2 % im Jahr 2020 und +6,5 % im Jahr 2021).
  • Daher dürfte der deutsche Leistungsbilanzüberschuss in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in 2020 sinken und auch in 2021 merklich unterhalb des Niveaus von 2019 verbleiben.
  • Investitionen in Ausrüstungen hängen eng mit der kapitalintensiven Exportindustrie zusammen. In Folge der Pandemie-bedingten Rezession des Verarbeitenden Gewerbes und der generell gestiegenen Unsicherheit gehen wir in der ersten Hälfte des Jahres 2020 von einem deutlichen Rückgang der Investitionen in Ausrüstungen aus. Mit einer allmählich einsetzenden wirtschaftlichen Erholung dürften sie im weiteren Prognosezeitraum jedoch wieder etwas anziehen.
  • Die Nachfrage nach Bauinvestitionen wird einerseits aufgrund des weiter bestehenden Niedrigzinsumfelds und darüber hinaus durch erhöhte Liquidität angetrieben, leidet jedoch gleichzeitig auch unter sinkenden Einkommen. Zusätzlich schlagen auch im Bau Shutdown-Maßnahmen (Grenzschließung) und die erhöhte Unsicherheit durch. Wir rechnen daher mit einer leichten Einschränkung der Bauinvestitionen im laufenden Jahr (-1,0 %) und einer verhaltenen Ausweitung in 2021 (+1,1 %).
  • Nachfragestützend wirken im Prognosezeitraum weiterhin die staatlichen Konsumausgaben (2020: +3,7 %, 2021: +1,3 %). Auch die Ausgaben für staatliche Investitionen nehmen im Prognosezeitraum weiterhin kräftig zu (2020: +3,9 %, 2021: 2,3 %).
  • Der Arbeitsmarkt gerät stark unter Druck. Im laufenden Jahr dürfte die Erwerbstätigkeit um 370 Tausend Personen zurückgehen. Besonders betroffen sind das Gastgewerbe, der Handel sowie die Unternehmensdienstleistungen, zu denen auch die Arbeitnehmerüberlassung gehört. Die Kurzarbeit wird im März und April in noch nie dagewesenem Ausmaß ansteigen und viele Entlassungen verhindern. Die Arbeitslosigkeit dürfte im Jahresdurchschnitt auf 5,8 % steigen.

Die gesamtwirtschaftlichen Eckwerte der Frühjahrsprojektion bilden die Grundlage für die Steuerschätzung vom 12. bis 14. Mai 2020. Als gemeinsamer Orientierungsrahmen dienen sie der Aufstellung der öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen.

Eckwerte der Frühjahrsprojektion 2020

Veränderung des Bruttoinlandsproduktes (preisbereinigt)201920202021
Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Bruttoinlandsprodukt [1]0,6-6,35,2
Konsumausgaben privater Haushalte [2]1,6-7,46,5
Konsumausgaben des Staates2,63,71,3
Bruttoanlageinvestitionen2,6-5,03,5
- darunter Ausrüstungen 0,6-15,18,7
- Bauten3,9-1,01,1
- Sonstige Anlagen2,72,02,5
Vorratsveränderung und Nettozugang an Wertsachen (Impuls)-0,90,00,0
Inlandsnachfrage1,0-4,54,6
Exporte 0,9-11,67,6
Importe1,9-8,26,5
Außenbeitrag (Impuls) [3]-0,4-2,10,8
Preisentwicklung:
Konsumausgaben privater Haushalte [2]1,30,31,4
Bruttoinlandsprodukt2,21,71,5
Erwerbstätige (Inland)0,9-0,80,4
nachrichtlich:
Verbraucherpreisindex1,40,51,5
absolute Werte in Mio. Personen
Erwerbstätige (Inland)45,344,945,0
Arbeitslose (BA)2,272,622,46

[1] Im Jahr 2020 beträgt das kalenderbereinigte Wachstum -6,7 % und die Jahresverlaufsrate beträgt -5,5%:
[2] Einschließlich der Organisationen ohne Erwerbszweck;
[3] Absolute Veränderung des Außenbeitrags in Prozent des BIP des Vorjahres (=Beitrag zur Zuwachsrate des BIP).