Wasserkraftschnecke; Quelle: Kuhn GmbH

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Sie ist über zwei Jahrtausende alt: die archimedische Schraube. Der griechische Mathematiker und Ingenieur Archimedes hat sie angeblich im 3. Jahrhundert vor Christus erfunden. Bekannt ist sie unter dem Namen Schneckenpumpe, mit der sich Wasser schräg nach oben transportieren lässt - beispielsweise aus einem Fluss in ein höher gelegenes Becken. Die Drehbewegung der Schraube, die das Wasser aufwärts transportiert, erfolgte in der Antike durch eine Windmühle, ein Wasserrad oder eben durch reine Muskelkraft. Heutzutage kommen dafür in der Regel Motoren zum Einsatz.

Diese Schnecke macht aus Wasser Strom

Das Prinzip der Schneckenpumpe lässt sich natürlich auch umkehren: Statt Energie aufzubringen, um Wasser nach oben zu befördern, lässt sich nach unten fließendes Wasser nutzen, um Energie zu erzeugen. In diesem Fall spricht man von einer Wasserkraftschnecke. Anders als große Wasserkraftwerke, bei denen das Wasser bis zu mehrere Hundert Meter in die Tiefe stürzt, reichen Wasserkraftschnecken schon Höhenunterschiede von wenigen Metern, um die Schraube und den daran angeschlossenen Generator anzutreiben. Die Energie, die der Generator erzeugt, liegt bei einem bis 300 Kilowatt. Deshalb spricht man bei Wasserkraftschnecken auch von der "kleinen Wasserkraft" (große Wasserkraftwerke können mehr als 100.000 Kilowatt erzeugen).

Die Flüsterschnecke fürs Wohngebiet

Da Wasserkraftschnecken relativ konstant dieselbe Menge an Strom liefern, eignen sie sich besonders zur Grundlast-Energieerzeugung: Auch wenn die Sonne mal nicht scheint und der Wind nicht weht, können sie zu einer sicheren Mindest-Stromversorgung beitragen.

Bislang hatten die Wasserkraftschnecken jedoch einen erheblichen Nachteil: Sie sind einfach zu laut, um sie in der Nähe von Wohngebieten einzusetzen. Dieses Problem hat die Firma Kuhn GmbH aus Baden-Württemberg nun gelöst: Sie hat eine neue Wasserkraftschnecke entwickelt, die deutlich leiser ist als bisherige Modelle. Möglich gemacht haben das zwei Innovationen: Zum einen wurde die Form der Schraube an der Wasseraustrittsöffnung geändert. Zum anderen hat die Schraube eine neue Lagerung bekommen. Beides trägt dazu bei, dass die Drehbewegung der Schraube kaum noch Geräusche erzeugt. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: Durch die neue Lagerung muss die Schnecke nicht mehr so häufig gewartet werden.

Wichtiger Baustein der Energiewende

Mit der neu entwickelten Schnecke kann die kleine Wasserkraft zu einem wichtigen Baustein der Energiewende werden. Denn nun lässt sie sich auch überall dort nutzen, wo sie aufgrund der bisherigen Lärmbelästigung nicht zum Einsatz kommen konnte. Dieses Potenzial hat auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erkannt: Es hat die Entwicklung der leisen Wasserkraftschnecke im Rahmen von ZIM zwei Jahre lang gefördert. 2015 soll die Schnecke auf den Markt kommen.

Faktenübersicht:

Produkt: Entwicklung einer Wasserkraftschnecke mit minimiertem Geräuschpegel
Unternehmen: Kuhn GmbH Technische Anlagen, Höpfingen
Markteinführung: 2015
Förderung: ZIM-Einzelprojekte
Fördersumme: 122.500 Euro
Förderzeitraum: Januar 2013 bis Dezember 2014