Retina-Implantat; Quelle: Fotolia.com/rangizzz

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Unseren Augen sind wahre Wunderwerke: Sie wandeln mithilfe von winzig kleinen Stäbchen und Zapfen auf der Netzhaut Licht in elektrische Impulse um und leiten diese ans Gehirn weiter.

Damit wir so sehen können, wie wir sehen, braucht es rund 120 Millionen Stäbchen und 6 Millionen Zapfen. Bei Menschen, die erblich bedingt an Retinitis pigmentosa erkranken, werden die Stäbchen und Zapfen nach und nach zerstört. Die Betroffenen leiden zunächst an Nachtblindheit und dann an einem immer stärker eingeschränkten Gesichtsfeld, dem Tunnelblick. Schließlich erblinden sie ganz. Eine Behandlung, die die Krankheit aufhalten kann, gibt es genauso wenig wie eine Heilung. Und das, obwohl Forscher bereits seit rund 20 Jahren auf der Suche nach Heilungsmethoden sind.

Ein Lichtblick für Betroffene

Die Retina Implant AG aus Baden-Württemberg hat nun zusammen mit der Uni Ulm einen Chip weiterentwickelt, der die Betroffenen wieder etwas sehen lässt. Dieser Chip wird direkt unter die Netzhaut implantiert. Er erkennt zwar keine Farben, aber er kann zwischen hell und dunkel unterscheiden. Diese Infos gibt er direkt an die benachbarten Nervenzellen weiter, die dann die entsprechenden elektrischen Impulse ans Gehirn leiten. Das ermöglicht den Betroffenen, wieder Licht wahrzunehmen, Lichtquellen zu erkennen und im besten Fall sogar wieder Formen und Details auszumachen.

Der Chip selbst ist gerade einmal drei mal drei Millimeter groß. Damit er seine Arbeit verrichten kann, benötigt er eine Stromversorgung. Diese wird hinterm Ohr unter die Kopfhaut implantiert und versorgt den Chip im Auge über ein Kabel mit Strom. Die große Herausforderung war, alle Komponenten so auszulegen, dass sie eine möglichst hohe Lebensdauer haben.

Förderung für lange Lebensdauer

Die ZIM-Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie lieferte die notwendige finanzielle Unterstützung, um den Chip weiterzuentwickeln. Er bekam unter anderem neue Kontakte und eine besondere Beschichtung. Damit konnte die zu erwartende Lebensdauer, die laut Labordaten zunächst nur bei rund 12 Monaten lag, deutlich auf mehrere Jahre erhöht werden.

Mit dem Implantat steht erstmals eine Behandlungsmethode zur Verfügung, um das Sehvermögen von Retinitis-pigmentosa-Patienten zum Teil wieder herzustellen - und somit auch einen wichtigen Teil ihrer Lebensqualität. Mit der sogenannten CE-Kennzeichnung für die verbesserte Chipvariante die die Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Implantats bestätigt, ist Ende 2015 zu rechnen. Damit steht einer Markteinführung - zunächst im Rahmen einer so genannten Anwendungsbeobachtung - nichts mehr im Wege.

Faktenübersicht:

Produkt: Retinaimplantat, das an Retinitis pigmentosa erkrankten Menschen wieder begrenzte Sehfähigkeit verleiht
Unternehmen: Retina Implant AG, Reutlingen
Beteiligte Institutionen:Universität Ulm, Institut für Mikroelektronik, Ulm
Markteinführung: voraussichtlich Ende 2015
Förderung: ZIM-Einzelprojekte
Fördersumme: 134.660 Euro
Förderzeitraum: Juli 2011 bis September 2012