Laborant füllt Flüssigkeit ab; Quelle: AdvanceCOR

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Seit vielen Jahren sind sie die häufigste Todesursache in Deutschland und anderen Industrieländern: Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu ihnen gehören Herzinfarkt und Schlaganfall. Dabei verschließt sich in der Regel ein Blutgefäß, so dass das Herz oder das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann.

Wenn die Selbstheilungskräfte des Körpers versagen

Doch wie kommt es überhaupt zu einem Gefäßverschluss? Über Jahre lagern sich Blutfette in der Gefäßwand einer Arterie ab. Dadurch verdickt die Wand immer stärker und verengt das Blutgefäß. Der Körper reagiert auf diese Veränderung wie auf einen Eindringling: Er bekämpft die Fetteinlagerung. Das führt zu einer Entzündung in der Gefäßwand. Wenn diese Entzündung im Inneren der Arterie nun aufplatzt, kommen die Blutplättchen ins Spiel. Sie sind im Blut für die Reparatur von Verletzungen zuständig. Die Blutplättchen erkennen die Wunde an der Gefäßwand und versuchen sie zu schließen, indem sie sich an die Wunde heften und gerinnen. Bei einer äußeren Verletzung ist das der erste Schritt zur Krustenbildung. In dem verengten und verletzten Gefäß jedoch klumpen die Blutplättchen zusammen und bilden ein Blutgerinnsel - mit verheerenden Folgen: Die Arterie verstopft komplett, das Herz oder Gehirn erhält kein frisches Blut, die Folge ist ein Infarkt oder Schlaganfall.

Jetzt ist schnell ärztliche Hilfe gefragt. Zum einen muss das Blutgerinnsel aufgelöst werden, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Dafür gibt es bereits wirksame Medikamente, sogenannte Thrombolytika. Zum anderen muss aber auch verhindert werden, dass die Blutplättchen an der verwundeten Gefäßwand immer wieder neu gerinnen und dadurch weitere Blutgerinnsel entstehen. Dafür wurden bislang gerinnungshemmende Medikamente und Hemmstoffe der Blutplättchen eingesetzt. Diese haben jedoch eine entscheidende Nebenwirkung: Sie können zu plötzlichen Blutungen im Körper führen, beispielsweise im Gehirn oder im Magen.

Ohne Nebenwirkung: Ursache beheben

Die AdvanceCOR GmbH hat nun ein innovatives Medikament entwickelt, bei dem solche Nebenwirkungen ausgeschlossen sind. Es heißt Revacept und behebt direkt die Ursache, die zu den Blutgerinnseln führt: Es dockt an das verletzte Blutgefäß an und verschließt die aufgeplatzte Gefäßläsion wie ein Pflaster eine Wunde. Neue Gerinnsel können nun nicht mehr entstehen, da die Blutplättchen an der abgedeckten Wunde vorbeifließen, ohne sie zu bemerken.

Im April 2013 ist die zweite klinische Studie mit Schlaganfallpatienten gestartet, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments zu überprüfen. Die bisherigen Ergebnisse weisen alle darauf hin, dass Revacept wirksam und gut verträglich ist.

Großer Markt für Herz-Kreislauf-Medikamente

Wirksame und gut verträgliche Herz-Kreislauf-Medikamente kommen dem einzelnen Patienten und dem gesamten Gesundheitssystem zugute. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat den medizinischen und wirtschaftlichen Nutzen von Revacept und weiteren Medikamenten von AdvanceCOR erkannt und das Unternehmen mit dem High-Tech Gründerfonds unterstützt. Dadurch konnte die klinische Entwicklung der Medikamente einen entscheidenden Schritt vorangebracht werden. Mit der Markteinführung ist voraussichtlich 2019 zu rechnen.

Faktenübersicht

Produkt: Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Unternehmen: AdvanceCOR GmbH
Markteinführung: 2019
Förderung: Seedfinanzierung durch den High-Tech Gründerfonds
Fördersumme: 500.000 Euro
Förderzeitraum: seit Juni 2012