Pay-per-Use Supply Chain Finance

Praxisbeispiel und aktuelle Herausforderungen

  • Unter Supply Chain Finance werden Technologien und Instrumente verstanden, die Unternehmen entlang ihrer Lieferketten und entlang der Bereiche Finanzierung des Working Capitals, der Risikoabsicherung, der Liquiditätsausbalancierung und Effizienzsteigerung bei Prozessen und Transaktionen unterstützt. Hierbei hat aus Sicht der Unternehmen die Sicherstellung jederzeitiger Liquidität höchste Priorität.
  • Mit zunehmender Komplexität von Lieferketten und Lieferkettennetzwerken reicht es jedoch nicht mehr, die Liquidität des eigenen Unternehmens sicherzustellen, da auch ein Liquiditätsengpass eines Partners die Stabilität der gesamten Lieferkette gefährden kann.
  • Die horizontale und vertikale Vernetzung von Unternehmen schafft hochkomplexe internationale Lieferkettennetzwerke mit einer stetig wachsenden Zahl von Datenquellen, unterschiedlichen Systemen, Datenstrukturen und Protokollen. Die generierten und mit unterschiedlichsten Technologien bereit gestellten Datenmengen können zukünftig (nur noch) mit Hilfe von KI zu adressatengerechten Informationen aufgearbeitet werden, die die finanzielle Stabilität der Lieferketten von Unternehmen, von KMU bis hin zu großen Konzernunternehmen, verbessern und gegen Supply Chain Risiken resilienter machen.
  • Supply Chain Finance als wichtiger Baustein der „Financial Supply Chains“ richtet sich an den „Physical Supply Chains“ aus und gestaltet gegenläufig zu den realen Waren- und Dienstleistungsströmen und in Ergänzung zu den Informationsströmen den Fluss der Finanzmittel und Risikomanagementinstrumente. Für jegliche Form von Finanzierungen, Risikoübernahmen oder auch Investitionsentscheidungen ist die Verfügbarkeit ausreichender, zeitnaher und verlässlicher Daten und Informationen die wichtigste Voraussetzung.
  • Ein konkreter Demo Case, „Pay-per-Use Supply Chain Finance“, begleitet, unterstützt von innovativen Industrie- und Technologieunternehmen, Forschungsaktivitäten im Bereich des „Financial Supply Chain Managements“. Der Demo Case zielt dabei auf die immer stärker an Bedeutung gewinnenden "Pay-per-Use"- oder Subskriptionsgeschäftsmodelle ab, wie sie von Digital Leaders z.B. im Maschinen- und Anlagenbau oder auch im 3D-Druck-Geschäftsumfeld bereits angeboten werden. Durch den Einsatz obiger Technologien, insbesondere IoT, smarte Sensorik, Blockchain und Smart Contracts, Big Data und KI will der Demo Case zwei Kernprobleme der Pay-per-Use Geschäftsmodelle angehen: Einerseits das Risiko der Nichtauslastung der Maschine/Anlage und andererseits die Finanzierung der unterschiedlichen Lieferketten für die eigentliche Maschine sowie für die als Added Values vom Hersteller der Maschine gelieferten Verbrauchsmaterialien, Betriebsstoffe und Serviceleistungen.
Infografik: Pay-per-Use Supply Chain Finance

Welchen Mehrwert bietet das „Projekt GAIA-X“?

  • Der Use Case „Stable Supply Chain Finance" unter Federführung des Fraunhofer-Institutes für Materialfluss und Logistik IML schafft unverzichtbare Grundlagen für das Projekt „Financial Big Data Cluster“ und damit auch für „GAIA-X“, indem er entlang der physischen und finanziellen Lieferketten von Unternehmen verschiedene Gebiete erforscht. Dazu zählt zum Beispiel, welche Datenquellen relevant sind, wie mit Hilfe von Technologien der Industrie 4.0, z.B. IoT oder smarter Sensorik, Daten gewonnen werden können, wie Daten in Blockchains und sichere, die Datensouveränität wahrende Datenmodelle wie z.B. „RAMI 4.0“ oder „International Data Spaces“ transferiert werden können und wie mit Hilfe von KI aufbereitete Daten zur Neu- und Weiterentwicklung innovativer Finanzprodukte und Risikomanagementanwendungen genutzt werden können.
  • GAIA-X unterstützt dabei, dass mittels Künstlicher Intelligenz die physischen Materialflüsse gesteuert und orchestriert werden können und somit weitestgehend autonom und dazu synchron die Verteilung von Risiken, Finanzierungserfordernissen und Erlösen zwischen dem Hersteller als Betreiber des Geschäftsmodells, seinen Lieferanten und seinen Kunden ermöglicht werden kann. Dieser „Pay-per-Use Supply Chain Finance“ Ansatz wird die Etablierung der noch jungen Pay-per-Use Geschäftsmodelle fördern und den Unternehmen wichtige Wachstumsimpulse geben.
  • Dadurch können die aus den physischen und finanziellen Lieferketten zusammengeführten Daten stabilisiert werden. So gelingt es, nicht nur die Wertschöpfung, sondern auch bestehende und innovative Geschäftsmodelle der unmittelbaren Lieferkettenpartner zu optimieren.
  • Alle Ansätze zur Optimierung und Stabilisierung von physischen und finanziellen Lieferketten müssen der Globalisierung und der immer weiter zunehmenden internationalen Vernetzung Rechnung tragen. Die enge Abstimmung und Kooperation mit dem GAIA-X Projekt stellt sicher, dass die im Use Case „Stable Supply Chain Finance“ entwickelten Lösungen auch mit im Aufbau befindlichen internationalen Dateninfrastrukturmodellen interoperabel sind.

Paten

  • Univ.-Prof. Dr. Michael Henke - Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML sowie Lehrstuhl für Unternehmenslogistik, TU Dortmund