Nachfrageorientierter Strukturwandel

Wie weite Teile der Gesamtwirtschaft befinden sich auch die Postmärkte in einem anhaltenden Prozess der Veränderung. Das geänderte Kommunikationsverhalten der Verbraucher wirkt sich unmittelbar auf die Nachfrage nach Postdienstleistungen aus. Elektronische Kommunikationsformen wie E-Mails und Soziale Netzwerke oder der elektronische Versand von Rechnungen durch Geschäftskunden verdrängen den klassischen Brief und beeinflussen so maßgeblich die Marktentwicklung.

Während es in anderen europäischen Ländern bereits zu drastischen Einbrüchen der Sendungsmengen im Briefbereich gekommen ist, verläuft der Rückgang in Deutschland noch moderat. Trotz der Rückgänge bei Privatkundenbriefen wird der Briefmarkt ein wichtiger Bestandteil des Postsektors bleiben.

Demgegenüber verzeichnen die Paketmärkte seit Jahren hohe Wachstumsraten. Insbesondere der E-Commerce erweist sich hier als Treiber, der als Folge der Corona-Pandemie weitere Wachstumsimpulse erhalten wird. Die intensive Nutzung des Versandhandels und von Auktionsplattformen hat insbesondere zu einem weiteren Anstieg bei Paketsendungen an private Empfänger geführt. Neben den rein nationalen Entwicklungen werden die Postmärkte auch von der Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen beeinflusst. Aufgrund der international hochgradigen Arbeitsteilung gewinnen grenzüberschreitende Transport- und Verteilnetzwerke in den Postmärkten immer stärker an Bedeutung. Für Wettbewerber auf den deutschen Postmärkten ergeben sich hieraus weitere Wachstumschancen durch steigende Sendungsmengen aus dem internationalen Marktumfeld.

Dynamische Marktentwicklung im KEP-Markt

Neben dem traditionellen Anbieter Deutsche Post AG sind in diesem Markt bereits seit längerem viele Wettbewerber (u.a. Hermes, DPD, UPS, GLS, GO!) aktiv und leisten einen wichtigen Beitrag für eine qualitativ hochwertige Versorgung im Interesse von Wirtschaft und Verbrauchern in Deutschland.

Im Markt für lizenzpflichtige Briefdienstleistungen konnten die Wettbewerber der Deutschen Post AG in den letzten Jahren eher geringe Marktanteile für sich behaupten. Der Wettbewerb auf den deutschen Briefmärkten findet nahezu ausschließlich im Geschäftskundenbereich statt, er umfasst etwa 92% der lizenzpflichtigen Briefmengen.

Die Deutsche Post AG ist weiterhin in einer dominanten Marktposition; im Privatkundenbereich verfügt das Unternehmen nach der vollständigen Marktöffnung im Jahr 2008 nach wie vor über eine faktische Alleinstellung und auch im Geschäftskundensegment liegt der Marktanteil bei 86 %. Vor diesem Hintergrund ist es Ziel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Impulse für Wachstum und Wettbewerb zu setzen und die Entwicklungsmöglichkeiten des Sektors weiter zu verbessern.

Anzumerken ist, dass die Wettbewerbsentwicklung in Deutschland nach wie vor besser verläuft als in den meisten anderen europäischen Ländern.

Der Internethandel im europäischen Binnenmarkt kann durch eine weitere Optimierung der grenzüberschreitenden Paketdienste und einen stärkeren Preis- und Innovationswettbewerb – z. B. Tracking and Tracing-Möglichkeiten oder verbesserte Retourenlösungen - gefördert werden.

Mit der 2018 in Kraft getretenen Verordnung über grenzüberschreitende Paketzustelldienste [Verordnung (EU) 2018/644] – Paketverordnung – wird das Ziel verfolgt, die Markttransparenz auf dem europäischen Paketmarkt zu erhöhen. Wesentlicher Inhalt der Verordnung ist die Veröffentlichung der Tarife für die Zustellung ins Ausland und die Bewertung der Tarife für grenzüberschreitende Einzelpaketsendungen. Nach Einordnung der Bundesregierung befinden sich die Preise in Deutschland – verglichen mit denen in anderen europäischen Staaten – im unteren Preisumfeld. Dies geht auf die hohe Wettbewerbsintensität auf dem deutschen Markt zurück und zeigt dessen gute Ausgangsposition.

Der zunehmende Online-Handel und die damit verbundenen Zustellaktivitäten haben Auswirkungen auf Verkehr und Umwelt. Auch können Nutzungskonkurrenzen im öffentlichen Raum entstehen, wie etwa bei Standorten für Paketstationen. Kommunen stehen teilweise vor Herausforderungen, die verschiedenen Belange und Interessen in Einklang zu bringen.

Als Optimierungsoptionen, die auch mit Effizienzvorteilen für den Kunden verbunden sein können, kommen zum Beispiel die Beschickung von Microdepots und die Auslieferung mit Lastenfahrrädern sowie die Zusammenarbeit von Paketdienstleistern beim Betrieb von Paketstationen und bei der Nutzung von Paketshops auf diskriminierungsfreier Basis in Frage. Die Bundesregierung begrüßt Initiativen von KEP-Dienstleistern zur Zusammenarbeit auf der „letzten Meile“ im Bereich der innerstädtischen Versorgung oder mit Blick auf die effiziente und nachfragegerechte Abdeckung ländlicher Räume, sofern diese kartellrechtskonform ausgestaltet sind und zugleich Umwelt- und Verkehrsbelangen Rechnung tragen.