Arzt; Quelle: istockphoto.com/Beyza Sultan Durna

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Bei chirurgischen Eingriffen unterscheidet man zwischen zwei Operationsverfahren: offene OPs, bei denen ein großer Schnitt gemacht wird und der Chirurg sozusagen von außen operiert; und minimal-invasive OPs, für die lediglich ein oder mehrere kleine Schnitte notwendig sind. Durch diese Schnitte führt der Chirurg spezielle dünne und flexible Instrumente in den Körper des Patienten ein und operiert mit Hilfe einer Optik endoskopisch "von innen".

Kleine Verletzung, weniger Schmerz

Der Vorteil von minimal-invasiven OPs liegt auf der Hand: Sie sind schonender. Kleine Schnitte und dementsprechend kleinere Verletzungen bedeuten für den Patienten geringere Schmerzen und schnellere Heilung. Deshalb hat die minimal-invasive Chirurgie im Lauf der letzten Jahre immer mehr offene Operationsverfahren ersetzt. Einen Nachteil gibt es jedoch auch hier: Der Chirurg hat eine schlechtere Übersicht über das Operationsfeld im Vergleich zu offenen OPs. Vor allem in komplexen Körperbereichen, wo Organe, Nervenstränge und Adern dicht nebeneinanderliegen, ist jedoch eine exakte Orientierung im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig.

Zwei Wege, ein Ziel

Zwei Firmen haben nun unabhängig voneinander jeweils ein innovatives Navigationssystem entwickelt, damit Chirurgen sich bei minimal-invasiven Eingriffen millimetergenau orientieren können. 

Das System der Fiagon GmbH funktioniert so einfach wie ein Navi im Auto. In diesem Fall wird in einer Karte des Körperinneren navigiert. Diese dreidimensionale Karte wird aus Daten von Computertomographen erstellt. Ein hochpräzises Messsystem, das in den OP-Tisch integriert wird, bestimmt mit Mikrosensoren an der Spitze der chirurgischen Instrumente deren genaue Position und Ausrichtung im Körperinneren. Diese Technologie ermöglicht die Navigation der dünnen und flexiblen Instrumente für minimal-invasive OPs. Das Fiagon-Navi zeigt sie auf der Körperkarte an. Dadurch kann sich der Chirurg - bildlich gesprochen - nicht "verfahren".

Die Scopis GmbH hat für ihr Chirurgen-Navi einen anderen Ansatz gewählt: Sie setzt ein optisches Messsystem ein und navigiert direkt das Endoskop, das zusätzlich um eine Laservermessung erweitert werden kann. Dieses neue Konzept erhöht deutlich die Verfügbarkeit der Navigationsinformation und damit die Sicherheit für den Patienten. Zudem setzt Scopis auf "Augmented Reality", übersetzt: "Erweiterte Realität". Das bedeutet: Der Chirurg sieht auf seinem Bildschirm mehr als das Kamerabild seines Endoskops aus dem Inneren des Körpers. Er bekommt zusätzliche passgenaue Informationen eingeblendet - zum Beispiel, wie weit er noch von seinem Ziel entfernt ist oder wo genau ein Tumor liegt.

Passgenaue Förderung in beiden Fällen

Die beiden Körper-Navis machen Operationen sicherer. Gleichzeitig helfen sie, Kosten zu sparen, weil sie die Operationszeit verkürzen. Trotz ähnlicher Ziele setzen die zwei Firmen auf unterschiedliche Technologien. Beide haben das Potenzial, sich auf dem internationalen Markt durchzusetzen. Deshalb hat sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie entschieden, beide Projekte mit einem speziellen Finanzierungsangebot des High-Tech Gründerfonds zu fördern. Fiagon hat die Förderung genutzt, um den Vertrieb und die Produktpalette auszubauen. Die Scopis GmbH, die zusätzlich mit dem EXIST-Gründerstipendium und dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) unterstützt wurde, hat in die Produktentwicklung, Zulassung und Zertifizierung investiert. Beide Navigationssysteme sind mittlerweile international auf dem Markt erhältlich.

Faktenübersicht

Produkt: Navigationssystem für Chirurgen
Unternehmen: Fiagon GmbH
Markteinführung: 2010
Förderung: Seedfinanzierung vom High-Tech Gründerfonds
Fördersumme: 870.000 Euro
Förderzeitraum: 2009 bis heute

Produkt: Navigationssystem für Chirurgen
Unternehmen: Scopis GmbH
Markteinführung: 2011
Förderung: EXIST-Gründerstipendium, Seedfinanzierung vom High-Tech Gründerfonds, Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)
Fördersumme: 930.000 Euro
Förderzeitraum: 2009 bis heute