Mit Licht gegen Krebs, mit Luft gegen den Schmerz; Quelle: REINHARD Feinmechanik GmbH

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Krebs mit Licht heilen - das klingt zu schön, um wahr zu sein. Bei einigen Tumoren, die zum Beispiel auf oder direkt unter der Haut liegen, macht man aber seit Jahren genau das: Man "beschießt" sie mit Licht, um die Krebszellen abzutöten. Der Name dieser Behandlung lautet Photodynamische Therapie, kurz PDT.

Von innen heraus zerstören

Bei einer PDT trägt der Arzt zunächst eine spezielle Salbe auf die betroffene Hautstelle auf. Die Salbe zieht ein und der Körper wandelt sie in einen sogenannten Photosensibilisator um. Das ist ein Stoff, der durch Licht angeregt werden kann und dann mit anderen Stoffen reagiert. In diesem Fall wird der Photosensibilisator mit rotem Licht bestrahlt. Dadurch wird er aktiv und reagiert mit dem Sauerstoff, der in den Haut- bzw. Tumorzellen vorhanden ist. Der Sauerstoff wiederum oxidiert nun und zerstört dadurch - stark vereinfacht gesagt - die Tumorzellen direkt an Ort und Stelle.

Damit der Arzt vor der Lichtbestrahlung genau weiß, mit welcher Art von Tumor er es zu tun hat und wie groß er ist, nutzt er die sogenannte Fluoreszenzdiagnostik - auf gut Deutsch: Er bringt den Tumor zum Leuchten. Das funktioniert, weil die Salbe, die in den Tumor eingezogen ist, eine weitere Eigenschaft hat: Wenn der Arzt sie mit violettem Licht bestrahlt, leuchtet sie fluoreszierend auf. Dieses Aufleuchten lässt sich mit einer Spezialkamera aufzeichnen und an einem Computerbildschirm darstellen. So erfährt der Arzt Details über den Tumor, die ihm ansonsten verborgen blieben.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

In der Praxis können sprichwörtlich beide Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Die Salbe wird aufgetragen, es folgt die genaue Diagnose mithilfe der Fluoreszenz und direkt im Anschluss die Behandlung, bei der der Tumor zerstört wird.

Eigentlich perfekt. Doch die Sache hat einen Haken: Die Schmerzen, die der Patient während der PDT aushalten muss, sind extrem. Eine normale Betäubung der betroffenen Hautstelle ist bei einer PDT nicht möglich, weil das Betäubungsmittel die Behandlung zu stark beeinflusst. Deshalb suchen Forscher nach anderen Wegen, um den Schmerz während einer PDT zu lindern.

Eiskalt unter die Haut

Eine besonders innovative Lösung hat das hessische Unternehmen Reinhard Feinmechanik zusammen mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg entwickelt: den Exposure II. Dieses Gerät bietet gleich zwei Möglichkeiten, den Schmerz des Patienten bei einer PDT zu lindern. Zum einen kann der Arzt durch eine verbesserte Fluoreszenzdiagnose die Stärke und Wellenlänge des Lichts so an den Tumor anpassen, dass die Bestrahlung dem Patienten weniger Schmerzen bereitet. Zum anderen besitzt das Gerät ein zusätzliches Mikro-Kühlsystem, das mithilfe eines mikrofeinen Luftstrahls genau die Hautstelle "einfriert", die gerade bestrahlt wird.

Förderung erhalten, Praxistest bestanden

Der Exposure II ist für Patienten, die sich einer PDT unterziehen müssen, eine große Erleichterung. Das sieht auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie so und hat die Entwicklung des Exposures im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand unterstützt. Bei einem klinischen Praxistest konnte er bereits unter Beweis stellen, dass er wie geplant funktioniert. Als nächster Schritt steht nun die Zulassung an. Die Markteinführung ist für 2018 geplant.

Faktenübersicht:

Produkt: Fluoreszenzgesteuertes Lichtsystem mit optionaler Hautkühlung zur schmerzreduzierten Photodynamischen Therapie (PDT)
Unternehmen: REINHARD Feinmechanik GmbH, Dietzenbach; Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut für Medizintechnik, Schweinfurt
Markteinführung: geplant 2018
Förderung: ZIM-Kooperationsprojekte
Fördersumme: 238.244 Euro
Förderzeitraum: Juli 2011 bis Dezember 2013