Hohlgussfigur; Quelle: Bildhauer- und Restaurierungsatelier Gläser, Leipzig

© Bildhauer- und Restaurierungsatelier Gläser, Leipzig

In Deutschland gibt es schätzungsweise 1,3 Millionen Kulturdenkmäler - historische Gebäude, Kirchen, Reiter- und Grabdenkmäler sowie viele andere Sehenswürdigkeiten. Sie alle müssen Wind und Wetter trotzen. Doch nach Jahren und Jahrzehnten haben sie so unter Sonneneinstrahlung und Niederschlägen gelitten, dass sie saniert werden müssen.

Gerade Statuen und Figuren an Gebäuden und Baudenkmälern leiden besonders unter den Witterungseinflüssen. Damit wertvolle Exemplare für die Nachwelt erhalten bleiben, werden sie oft entfernt und durch Repliken, also durch Nachbildungen, ersetzt.

Aus Kostengründen werden die Repliken meistens aus Mörteln gegossen, die nicht besonders witterungsfest und formstabil sind. Deshalb treten oft schon nach kurzer Zeit Schäden an den Nachbildungen auf. Damit ist keinem geholfen - weder den Gemeinden, noch den Ländern oder dem Bund, die sich alle finanziell am Erhalt von Kulturdenkmälern beteiligen.

Risse schließen sich von selbst

Ein ostdeutsches Kooperationsprojekt hat nun ein Verfahren entwickelt, mit dem ganz besondere Repliken von Statuen und Figuren hergestellt werden können: Sie bestehen nicht nur aus besonders leichten und witterungsbeständigen Mörteln, sondern auch aus Mikroorganismen, die das Mineral Calcit bilden. Dadurch können die Mikroorganismen Schäden wie Risse oder Brüche in den Statuen selbsttätig schließen.

Um zusätzlich die Stabilität der Figuren zu erhöhen, werden die Mörtel mit Textilfasern verstärkt. Zudem wird die Oberfläche der Figuren so behandelt, dass sie originalgetreu anmutet und zugleich einen Selbstreinigungseffekt besitzt. Damit bietet das neu entwickelte Herstellungsverfahren die Möglichkeit, Statuen und Figuren nachhaltig zu restaurieren - und durch niedrige Montage- und Wartungskosten die öffentlichen Kassen zu schonen.

Großer Bedarf, großes Einsparpotenzial

Allein in Mitteldeutschland, der Heimat der beteiligten Unternehmen, gibt es über 200.000 historische Gebäude, die in absehbarer Zeit mit öffentlichen Geldern restauriert werden müssen. Entsprechend groß ist das Einsparpotential für Gemeinden, Länder und den Bund. Deshalb hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie das Kooperationsprojekt mit dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand unterstützt. Dass die Mikroorganismen tatsächlich Risse und Brüche reparieren können, ließ sich unter Testbedingungen bereits erfolgreich nachweisen. Mit der Serienreife des Verfahrens ist aber nicht vor 2018 bis 2020 zu rechnen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.zim-bmwi.de/kooperationsprojekte

Faktenübersicht:

Produkt: Verfahren zur Erstellung von Hohlgussfiguren auf Basis selbstheilender mineralischer Mörtel
Unternehmen: Bildhauer- und Restaurierungsatelier Gläser, Leipzig; Universität Leipzig, Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie, Institut für Biochemie, Nachwuchsgruppe Weiße Biotechnologie, Leipzig; Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Bauingenierwesen, F. A. Finger Institut für Baustoffkunde, Weimar
Markteinführung: 2020
Förderung: ZIM-Kooperationsprojekte
Fördersumme: 505.687 Euro
Förderzeitraum: August 2010 bis Mai 2013