Schiff im Eiswasser; Quelle: HSVA

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Nach neuesten Schätzungen liegt fast ein Viertel der noch unentdeckten Öl- und Gasvorkommen in der Arktis. Um den weltweiten Energiebedarf zu decken, werden diese Vorkommen in den nächsten Jahrzehnten dringend gebraucht. Bevor sie abgebaut werden können, müssen sie zunächst erforscht werden.

Für Erforschung und Abbau kommen unter anderem Forschungs- und Bohrschiffe, Eisbrecher und Versorgungsschiffe zum Einsatz. In tiefen Gewässern können diese jedoch nicht ankern. Sie müssen aber in vielen Fällen eine bestimmte Position halten - eine Probebohrung an einer bestimmten Stelle des Meeresgrunds beispielsweise wäre sonst unmöglich.

Position halten unter erschwerten Bedingungen

Für die offene See gibt es längst zuverlässige Systeme, mit denen ein Schiff eine Position genau halten kann: so genannte Dynamic Positioning (DP) Systeme. In der Arktis sind diese Systeme jedoch nicht ausreichend. Denn die Gewässer dort sind ganz oder teilweise vereist; und da das Eis ständig in Bewegung ist, bewegt sich mit ihm auch das Schiff. An einer bestimmten Stelle zu bleiben, war deshalb bislang nicht möglich.

Im Kleinen testen, im Großen verbessern

Das kann sich bald ändern - durch ein innovatives DP System für Eismodellversuche, das die Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA) in einem speziellen Eislabor entwickelt. Mit den Erkenntnissen aus dem weltweit einmaligen Modellversuch können die DP Systeme an Bord von Schiffen so angepasst werden, dass sie auch im Eis funktionieren. Dazu wird die reale Situation, die in der Arktis erwartet wird, im Modell nachgestellt und überprüft, wie gut das schiffseigene DP System funktioniert. Die Verbesserungsvorschläge stellt die HSVA dem jeweiligen Hersteller zur Verfügung, damit er sein System entsprechend anpassen kann.

Der Modellversuch kann aber noch mehr Erkenntnisse liefern. Denn nicht nur das DP System ist entscheidend, um eine Position zu halten, auch die Rumpfform eines Schiffes kann dazu beitragen. Wenn Schiffe für Einsätze in der Arktis neu gebaut werden, können diese Erkenntnisse direkt in die Planung mit einfließen.

Mit Förderung fit für den Weltmarkt

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat die Entwicklung, Herstellung und Testphase des Systems gefördert - im Rahmen des Forschungsprogramms "Maritime Technologien der nächsten Generation". Die Förderung sollte zum einen das wirtschaftlich technische Risiko minimieren, das mit dem vollkommen neuen Forschungsvorhaben verbunden ist. Zum anderen dient die Unterstützung dazu, die Marktposition deutscher Unternehmen zu verbessern. Die Chancen dafür stehen gut: Die Testphase ist so erfolgreich gelaufen, dass die HSVA ihre Modellversuche ab 2013 weltweit anbieten wird.

Faktenübersicht:
Produkt: System zum dynamischen Positionieren im Eis
Unternehmen: Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt GmbH
Markteinführung: 2013
Förderung: Forschungsprogramms "Maritime Technologien der nächsten Generation", Schwerpunkt Schifffahrt
Fördersumme: 784.000 Euro
Förderzeitraum: August 2008 bis Dezember 2012