Logo TIM Telematik in der Intensivmedizin

Im Rahmen des Projekts "TIM – Telematik in der Intensivmedizin" wurde durch die Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care des Universitätsklinikums Aachen ein Netzwerk zur teleintensivmedizinischen Kooperation aufgebaut. Mehrere Intensivstationen in Nordrhein-Westfalen sind an dem Projekt beteiligt. Der Schwerpunkt von TIM lag auf der Erkennung und optimalen Behandlung schwerer, lebensbedrohlicher Infektionen. Durch telemedizinische Kooperationen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit lässt sich die Behandlungsqualität im Bereich der Infektionserkrankungen steigern. Denn in der Intensivmedizin werden in den nächsten Jahren aufgrund von steigender Lebenserwartung und neuen Behandlungsoptionen Versorgungsengpässe entstehen, die innovative Versorgungskonzepte erfordern.

Region: Aachen

Beteiligte Partner:

  • Uniklinik RWTH Aachen
  • Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care
  • Franziskushospital Aachen gGmbH
  • St. Elisabeth-Krankenhaus Jülich GmbH
  • Cisco GmbH
  • T-Systems GmbH
  • St. Elisabeth Krankenhaus Geilenkirchen
  • Krankenhaus Düren gem. GmbH

Richtige Diagnosen und Therapien entscheiden gerade in der Intensivmedizin über Leben und Tod. Mit der telemedizinischen Plattform TIM steht Intensivmedizinerinnen und Intensivmedizinern in Nordrhein-Westfalen bei der täglichen Visite die zusätzliche Expertise einer Kollegin oder eines Kollegen des Universitätsklinikums Aachen zur Seite – per Bildschirm.

Das Projekt TIM (Telematik in der Intensivmedizin) wurde 2014 vom Universitätsklinikum Aachen mit zwei Partnerkrankenhäusern initiiert und durch das Land Nordrhein-Westfalen bis 2015 gefördert. „TIM soll hochqualitative intensivmedizinische Betreuung in die Fläche bringen“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care der Uniklinik Aachen. „Unter dem Motto ,Gemeinsam kompetenter‘ konnten wir die Brücke schlagen zwischen universitätsmedizinischer Forschung und klinischer Praxis.“

Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts war die Erkennung und optimale Behandlung schwerer, lebensbedrohlicher Infektionen. Mehr als 1100 Patienten wurden im Zeitraum von 2014 bis 2015 telemedizinisch mitbetreut, mehr als 4500 tägliche Visiten in Kooperation durchgeführt. „TIM ist nicht als Arztersatz zu verstehen, sondern bietet eine zusätzliche Expertenmeinung, einen neuen Blickwinkel. Davon profitieren die Patienten“, betont Gernot Marx. So war bei der Diagnostik und Therapie von insgesamt fast 200 Erkrankten, die an schwersten Infektionen litten, eine messbare Qualitätsverbesserung festzustellen.

Ermöglicht wurden die audiovisuellen Visiten der Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner der Uniklinik Aachen mit einfachen technischen Voraussetzungen: „Auf den Intensivstationen stand ein mobiles Kart mit Bildschirm, Computer, Kamera und WLAN-Anschluss zur Verfügung. Die behandelnden Ärzte hatten außerdem Zugriff auf die elektronische Fallakte mit Daten und Röntgenbildern der Patienten.“ Für Notfälle stehen die Universitätsmediziner den Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern auch am Wochenende oder nachts zur Verfügung.

Die Vorteile der telemedizinischen Kooperation: Intensivpatienten können in einem wohnortnahen Krankenhaus versorgt werden oder nach einem Eingriff schneller dorthin zurückkehren – eine hohe medizinische Betreuungsqualität bleibt in jedem Fall gewährleistet. „Durch TIM entsteht ein Qualitätsnetzwerk für eine flächendeckende medizinische Versorgung. Diese Versorgung gerade in der Intensivmedizin zu gewährleisten, wird in den kommenden Jahrzehnten vor allem im ländlichen Bereich zur Herausforderung werden“, sagt Gernot Marx. „Durch telemedizinische Kooperation lässt sich nicht nur bei Infektionserkrankungen, sondern beispielsweise auch im Bereich der Sicherheit in der Arzneimitteltherapie die Behandlungsqualität durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit steigern.“

Die Doppelvisite von Krankenhausärzten und zugeschalteten Universitätsmedizinern stieß bei Patienten und Angehörigen in den beteiligten Krankenhäusern auf hohe Akzeptanz: „Die Patientinnen und Patienten haben sich in der abschließenden Umfrage sehr positiv über das ,doppelte Sicherheitsnetz‘ geäußert“, so Marx.

2016 wird TIM an insgesamt fünf Krankenhäusern in der Modellregion in die Regelversorgung überführt. In Zukunft soll sich das Netzwerk über NRW hinaus auf weitere Unikliniken ausdehnen. „Unsere Erfahrung zeigt, dass die Kooperation in den Partnerkrankenhäusern schnell zu einem wichtigen Bestandteil der täglichen Versorgung wird. So lassen sich gute vorhandene Strukturen noch besser machen.“