Allgemeines

Die deutschen See- und Binnenhäfen zählen zu den besten Umschlagplätzen der Welt. Sie sind als Logistikdienstleister und Wachstumsmotoren für die gesamte Volkswirtschaft von herausragender Bedeutung. Ohne die Leistungen der Häfen wäre Deutschlands Rolle als eine der führenden Exportnationen in der Welt nicht möglich. Nahezu jeder Wirtschaftszweig ist auf funktionierende Häfen und gut ausgebaute Infrastrukturen angewiesen. Häfen sind Hightech-Standorte mit attraktiven Arbeitsplätzen. Sie haben große regional- und gesamtwirtschaftliche Bedeutung und benötigen hochqualifizierte Arbeitskräfte.

In deutschen Häfen werden für Frachtumschlag und Hafendienstleistungen 36.000 Personen beschäftigt. Hinzu kommen 124.000 Beschäftige der hafenabhängigen Transportkette und für die hafenabhängige Industrie 1,35 Millionen Beschäftige. Damit sind insgesamt von den circa 45 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland 1,5 Millionen von der Hafenwirtschaft abhängig, also jeder dreißigste Erwerbstätige in Deutschland. Zählt man noch die Beschäftigten hinzu, die durch die Investitionen entstehen, sind es am Ende sogar 1,7 Millionen Beschäftigte, deren Arbeitsplätze durch die Häfen gesichert werden. (Quelle: ISL (Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik) u.a., 2019: Untersuchung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der deutschen See- und Binnenhäfen auf Grundlage ihrer Beschäftigungswirkung. Untersuchung für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur)

Die deutschen Häfen können ihre hervorragende Wettbewerbsposition nur halten, wenn es auch weiterhin gelingt, die Umschlagkapazitäten bedarfsgerecht zu erweitern und die zunehmenden Spitzenlasten durch große Containerschiffe abzufangen. Die Häfen müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter erhöhen, zum Beispiel durch Ausbau und Modernisierung der Suprastrukturen, Vernetzung der IT-Systeme der an den Logistikketten beteiligten Akteure sowie Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte. Automatisierung und digitale Vernetzung von Fahrzeugen und Infrastruktur auf Straße, Schiene, Wasserwegen und im Luftverkehr werden die Grundlage für globale Logistikketten bilden. Hierzu gehört auch die Verbesserung der Hafenlogistik und die Entwicklung innovativer Seehafentechnologien, um unter anderem die deutschen See- und Binnenhäfen wettbewerbsfähiger zu machen, die Umschlagsleistungen der Hafenterminals zu erhöhen sowie die digitale Infrastruktur und Hafentechnologien für den Umwelt- und Klimaschutz zu verbessern. Mit dem Förderprogramm für innovative Hafentechnologien (IHATEC), den geplanten digitalen Testfeldern in den Häfen und weiteren Förderinstrumenten unterstützt der Bund die Häfen. Auf dem Weg zum sauberen Hafen 4.0 hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) 2019 das Förderprogramm IHATEC bis 2025 verlängert. Rund 11 Millionen Euro stehen für die Forschung und Entwicklung innovativer Lösungen für See- und Binnenhäfen jährlich bereit.

Seehäfen

Die Seehäfen sind für die außenhandelsorientierte deutsche Volkswirtschaft sowie für Beschäftigung und Wertschöpfung am maritimen Standort Deutschland unverzichtbar.

Insgesamt werden die Umschlagvolumina der 19 größten deutschen Seehäfen nach einer Schätzung aus dem Jahr 2014 von 269 Millionen Tonnen in 2010 auf circa 468 Millionen Tonnen in 2030 steigen. Umschlagprognosen zeigen für die deutschen Seehäfen einen anhaltenden Wachstumstrend von durchschnittlich 2,8 Prozent jährlich

Der Hafen Hamburg ist der größte Seehafen Deutschlands. Etwa 126,3 Millionen Tonnen Güter wurden hier im Jahr 2020 umgeschlagen, das sind 39,6 Prozent des gesamten Seegüterumschlags Deutschlands. Gemessen am Containerumschlag ist der Tidehafen nach Rotterdam und Antwerpen der drittgrößte Hafen Europas. Der zweiterfolgreichste Seehafen Deutschlands 2020 war Bremerhaven mit einem Güterumschlag von knapp 47 Millionen Tonnen, gefolgt von Wilhelmshaven mit etwa 23 Millionen umgeschlagenen Tonnen Gütern.

Die drei erfolgreichsten Häfen Deutschlands – Hamburg, Bremerhaven sowie Wilhelmshaven – befinden sich an der Nordsee. Der Güterumschlag der Nordseehäfen Deutschlands belief sich 2019 auf ein Gesamtgewicht von rund 247,2 Millionen Tonnen. Der Hafen Bremerhaven ist vor allem im Umschlag von Autos und Gütern für die Offshore-Windenergieindustrie erfolgreich. Wilhelmshaven ist der führende Hafen Deutschlands im Ölimport.

Im Jahr 2019 belief sich der Güterumschlag aller Ostseehäfen auf ein Gesamtgewicht von rund 54,9 Millionen Tonnen. Der größte Ostseehafen ist Rostock mit einem Güterumschlag von knapp 20 Millionen Tonnen und 643.000 Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen im Jahr 2019 sowie 2,5 Millionen Passagieren im Fährverkehr.

Der 2012 eröffnete JadeWeserPort in Wilhelmshaven ist der einzige deutsche Tiefwasserhafen. Der Hafen bietet mit einer 1.750 Meter langen Kaje und acht der weltweit größten Containerbrücken ideale Vorrausetzungen, tideunabhängig Großcontainerschiffe der neuesten Generation mit einem Tiefgang von bis zu 16,5 Metern abzufertigen.

Mit Abstand wichtigster Handelspartner des größten deutschen Seehafens in Hamburg ist China. Im Hamburger Hafen betrug 2020 der Containerumschlag mit China 2,4 Millionen TEU, gefolgt vom Handel mit den USA mit 600.000 TEU. Weitere wichtige Handelspartner waren Singapur (400.000 TEU), Russland, Schweden und Großbritannien mit jeweils 300.000 TEU sowie Südkorea, Malaysia, Brasilien und Polen (je 200.000 TEU).

Weiterentwicklung des Nationalen Hafenkonzeptes

Zusammen mit den Bundesländern arbeitet die Bundesregierung an der Umsetzung des Hafenkonzepts und stimmt sich in gemeinsamen Gesprächsrunden zu den relevanten Themen auf europäischer und internationaler Ebene ab. Das 2016 weiterentwickelte und beschlossene Nationale Hafenkonzept 2015 hat zum Ziel, die Häfen auch zukünftig in die Lage zu versetzen, die wirtschaftlichen und logistischen Herausforderungen zu meistern. Es soll die Wettbewerbsfähigkeit der See- und Binnenhäfen als Drehscheiben des nationalen und internationalen Warenaustauschs verbessert werden. Außerdem sollen mehr Güter auf Schienenwege und Wasserstraßen verlagert werden. Das Nationale Hafenkonzept soll so dazu beizutragen, die Klima- und Umweltziele der Bundesregierung zu erreichen.

Bedeutung der Häfen für den Ausbau der Offshore-Windenergie

In der Wertschöpfungskette der Offshore-Windenergie nehmen Häfen eine zentrale Stellung ein. Für den Bau von Offshore-Windparks sind Häfen der Knotenpunkt, den alle Anlagenteile passieren müssen. Dabei geschieht in den Häfen weit mehr als die Verladung der Einzelteile von LKW, Binnenschiffen oder Zügen auf hochseetaugliche Spezialschlepper. Im Hafen werden viele Anlagenteile produziert, zwischengelagert oder teilmontiert. Zudem sind Offshore-Häfen die Basis für Spezialschiffe, die für den Transport und die Montage der Anlagen auf See benötigt werden. Sie sind Ausgangspunkt für Wartungs- und Reparaturarbeiten.

Ausbau von Landstrom in deutschen See- und Binnenhäfen

Durch die Nutzung von fossilen Schiffsdieseln zur Stromerzeugung während der Liegezeit tragen Schiffe in Häfen maßgeblich zu Treibhausgas-, Luftschadstoff- und Lärmemissionen bei. Durch die Versorgung mit Landstrom aus erneuerbaren Energien können je nach Schiffstyp und Liegezeit beträchtliche Emissionsreduzierungen erreicht werden.

Am 10. Oktober 2019 hat der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, gemeinsam mit den fünf Küstenländern und den Seehafenstädten Kiel und Rostock ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, in dem ein Maßnahmenpaket zur Förderung von Landstrom festgehalten wurde. So werden unter anderem Investitionen und Förderprogramme der Länder für Landstromanlagen in See- und Binnenhäfen mit 176 Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds von der Bundesregierung kofinanziert.

Zudem wird seit dem 1. Januar 2021 die EEG-Umlage für den Strom, den die Landstromanlage an Seeschiffe liefert und der auf Seeschiffen verbraucht wird, auf 20 Prozent begrenzt.