Die Lage in der Seeschifffahrt wurde in den vergangenen Jahren maßgeblich durch ein Überangebot an Schiffsraum geprägt. Die hohe Zahl an Schiffsneubauten hat die Schifffahrtsmärkte zusätzlich belastet.

Die weltweite Containerschiffsflotte ist 2020 auf 5.360 Containerschiffe angewachsen (2018: 5.286 Schiffe). Bei den neu auf den Markt gekommenen Schiffen handelt es sich überwiegend um sehr große Containerschiffe, wohingegen vor allem kleinere Einheiten verschrottet werden. Die derzeit größte Kapazität für die Aufnahme von Containern besitzt die „Ever Ace“, welche 23.992 TEU (Twenty-foot Equivalent Unit; Zwanzig-Fuß-Standardcontainer) laden kann.

Die deutsche Handelsflotte besteht aus 1.767 Schiffen (Stand 31.12.2021). Davon fahren 275 Schiffe unter deutscher Flagge.

Im Bereich Containerschifffahrt verfügt Deutschland über rund 12,5 Prozent der weltweiten Containerschifffahrtskapazitäten nach TEU und liegt damit auf Platz zwei.

Die Zurückhaltung wichtiger Banken in der Schiffsfinanzierung und der daraus resultierende Mangel an Fremdkapital hat die Lage insbesondere für kleine und mittlere Charterreedereien in Deutschland zusätzlich verschärft.

Gemeinsam mit den Bundesländern hat die Bundesregierung im Jahr 2016 mit einem Gesamtpaket Rahmenbedingungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Flagge geschaffen. Dazu gehören 100 Prozent Lohnsteuer-Einbehalt, eine passgenaue Erstattung der Arbeitgeberanteile zur gesetzlichen Sozialversicherung und eine Anpassung der Nationalitätenvorgaben in der Schiffsbesetzungsverordnung. Darüber hinaus werden Ausbildungszuschüsse für Schiffsmechanikerinnen und -mechaniker (32.000 Euro), Nautische Offiziersassistentinnen und -assistenten (16.000 Euro) sowie Technische Offiziersassistentinnen und -assistenten (21.000 Euro) gezahlt. Das Gesamtpaket ist geprägt von dem Gedanken, qualitativ hochwertige Ausbildung und Beschäftigung am deutschen Schifffahrtsstandort zu erhalten und damit maritimes Know-how in Deutschland zu sichern.

Mittelfristig sind die Aussichten für die Seeschifffahrt trotz der bestehenden Herausforderungen gut. Der steigende Welt- und Weltseehandel und das künftig deutlich abgeschwächte Flottenwachstum dürften zu einer Annäherung von Angebot und Nachfrage nach Schiffsraum und einer sukzessiven Markterholung führen.