Mehrere E-Bikes in Reihe zum Thema Zweiradindustrie

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Branchenskizze

Die Zweiradindustrie profitiert deutlich von einem veränderten Mobilitätsverhalten und dem Ziel einer klimaneutralen Mobilität. Besonders im städtischen und stadtnahen Individualverkehr bekommen Zweiräder eine immer größere Bedeutung. Sie tragen deutlich zur Entlastung des urbanen Straßenverkehrs bei und sind eine flexible Ergänzung oder gar Alternative gegenüber herkömmlichen Verkehrsmitteln.

Die deutsche Fahrrad- und Fahrradteileindustrie ist geprägt von mittelständischen Unternehmen, die größtenteils inhabergeführt sind. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) sind in der Fahrradbranche insgesamt rund 50.000 Menschen beschäftigt. Dazu zählen Fahrrad- und Fahrradteileindustrie einschließlich Handel. Der jährliche Umsatz mit Fahrrädern und E-Bikes liegt bei rund 6,56 Milliarden Euro.

Das Fahrrad wird aktuell nicht mehr nur als kostengünstiges „Null-Emissions-Fahrzeug“ wahrgenommen. Es rückt immer mehr in den Fokus gesundheitsbewusster Menschen, die dem alltäglichen Bewegungsmangel entgegenwirken wollen oder den Fahrradtourismus für sich entdeckt haben. Speziell Elektrofahrräder werden mehr denn je nachgefragt. Das Pedelec (Pedal Electric Cycle) ist ein Fahrrad, bei dem die Pedalkraft durch einen Elektromotor unterstützt wird. Im Gegensatz zum Elektrofahrrad (E-Bike) gibt der Pedelec-Motor ohne Treten (Kurbelbewegung) keine Leistung ab. E-Bikes und Pedelecs haben in den letzten Jahren einen erheblichen Anteil am Markt dazu gewonnen: Der Marktanteil von Elektrofahrrädern stieg auf 43 Prozent im Jahr 2021 gegenüber 39 Prozent im Jahr 2020.

Das hohe Niveau der Neuzulassungen des Vorjahres bei den motorisierten Zweirädern konnte in 2022 gehalten werden. Das vergangene Jahr schloss mit 198.193 neu zugelassenen Motorrädern und Rollern, einer Steigerungum 0,3 Prozent am Gesamtmarkt. Das außergewöhnlich hohe Niveau aus 2020 mit 218.778 konnte nicht erreicht werden. Vergleicht man die Zahlen mit den Jahren vor 2020, zeigt sich ein stetiger Zuwachs der Neuzulassungen seit 2017. So stiegen die Neuzulassungen 2022 im Vergleich zu 2019 mit 165.311 Fahrzeugen um 19,9 Prozent.

In 2022 haben nur Krafträder einen Absatzrückgang um 7,2% zu verzeichnen gehabt und liegen nun bei einem Marktanteil von 58,2 Prozent. Die Leichtkraftroller (+19,7 Prozent), Leichtkrafträder (+2,2 Prozent) und Kraftroller (+14,4 Prozent) konnten deutliche Absatzzuwächse verzeichnen. Positiv ist auch das anhaltende Wachstum des Elektromarktes, der mittlerweile einen Anteil von 4,86 Prozent im Gesamtzulassungsmarkt hat. Von 2.657 Einheiten im Jahr 2020 konnte im Jahr 2022 mit 9.632 Einheiten fast die Zehntausender Marke erreicht werden.

Nach Angaben des Industrieverbandes Motorrad Deutschland (IVM) erwirtschaften die Unternehmen der Motorradbranche in 2020 einen Umsatz von mehr als 11 Milliarden Euro. Darin enthalten sind neben der Herstellung auch der Handel und die Reparatur von Motorrädern und Rollern sowie Herstellung und Handel von Motorradteilen und -zubehör.

Eckdaten der deutschen Zweiradindustrie

Fahrräder und E-Bikes (in 1000 Stück)

2015201620172018201920202021Differenz 2020/21
Import3.2803.1573.2903.6503.9203.7304.140+11,0 %
Export 1.1601.1531.1601.2701.4501.5701.5700 %
Produktion 2.1901.9701.7301.8601.9402.1502.370+10,2 %
Absatz 4.3504.0503.8504.1804.3105.0404.700-6,7 %

(Quelle: Zweirad-Industrie-Verband)

Die meisten Fahrräder wurden im Jahr 2021 aus Kambodscha (20 Prozent der Importe), Bangladesch (11 Prozent), Polen, Österreich und Bulgarien (jeweils 7 Prozent) nach Deutschland eingeführt. Der Großteil der deutschen Fahrradexporte ging in die Niederlande (28 Prozent), Österreich (11 Prozent), Frankreich (10 Prozent) und Polen (9 Prozent).

Der Trend zu einem hochwertigeren Fahrrad sowie zum Elektrofahrrad und Pedelec führte zu einer Steigerung des Durchschnittspreises pro Fahrrad von 929 Euro in 2019 auf 1.279 Euro in 2020. In 2021 erhöhte sich der Durchschnittspreis nochmal um 9 Prozent auf 1.295 Euro. Das E-Bike macht dabei mit 43 Prozent den größten Marktanteil aus, gefolgt vom Trekking-Rad mit 23 Prozent und dem Cityrad mit 12 Prozent.

Motorisierte Zweiräder

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 198.193 Motorräder und -roller mit über 50 Kubikzentimeter neu zugelassen. Gegenüber 2021 entspricht dieser Wert einer Steigerung um 0,3 Prozent. Der Absatz von Fahrzeugen mit 125 Kubikzentimeter konnte auf 72.022 gesteigert werden. Dies teilt sich auf 36.613 Roller (+20 Prozent gegenüber 2021) und 35.409 Leichtkrafträdern (+2,2 Prozent) auf. Bei den Fahrzeugen über 125 Kubikzentimeter sind es ebenfalls die Roller, die hohe Zuwachsraten verzeichnen. 18.179 Neuzulassungen bedeuten hier ein Plus von 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Motorräder über 125 Kubikzentimeter hingegen weisen für 2022 einen Rückgang von 7,2 Prozent (107.992 Neuzulassungen) aus.

Hinsichtlich der Gesamtmarktanteile hat sich 2021 in Deutschland die Marke BMW mit 27.439 neu zugelassenen Fahrzeugen und einem Marktanteil von 13,89 Prozent an der Spitze behauptet. Auf BMW folgen die Hersteller Honda mit 13,54 Prozent (26.740 Neuzulassungen), Piaggio mit 11,07 Prozent (21.862 Neuzulassungen) und Yamaha mit 9,0 Prozent (17.782 Neuzulassungen).

Branchenkonjunktur

Nach Angaben der Verbände hält der Trend zur Fortbewegung auf zwei Rädern auch im Jahr 2022 weiter an. Die Aussichten für nicht-motorisierte und motorisiere Zweiräder sind daher grundsätzlich positiv.

Im Fahrradbereich ruhen die positiven Erwartungen auf dem kontinuierlich steigenden Absatz von Elektrofahrrädern und Pedelecs. Sie sind ein wesentlicher Treiber der anhaltenden Steigerung des Durchschnittspreises pro verkauftem Fahrrad in den vergangenen Jahren. Dank einer rasant zunehmenden Modellvielfalt sowie durch Weiterentwicklungen in Design, Antriebs- und Batterietechnologie oder neuen Geschäftsmodellen – zum Beispiel Leasing oder Lastenräder – gewinnen Elektrofahrräder und Pedelecs immer mehr an Beliebtheit, auch unter jüngeren Zielgruppen. Außerdem erfordern sie ein umfangreicheres Serviceangebot im Hinblick auf die Kundenberatung sowie in der Pflege, Wartung und Reparatur der Fahrzeuge.