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Branchenskizze

Die deutsche Lederwarenindustrie hat sich wie die deutsche Schuhindustrie schon früh den Anforderungen der Globalisierung gestellt. Der internationale Wettbewerbsdruck insbesondere durch Entwicklungs- und Schwellenländern ist hoch - daher verlegten viele Unternehmen ihre Produktionsstätten ins Ausland. Einige Unternehmen stellten ihre Produktion teilweise oder vollständig ein und betätigten sich als Handelsgesellschaften. Dies hatte zur Folge, dass die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erheblich zurückging. So verringerte sich die Zahl der Beschäftigten von 39.960 zum Jahresende 1970 auf 1.508 zum Jahresende 2014. Im gleichen Zeitraum ging die Anzahl der Betriebe von 745 auf 15 zurück.

Ausschlaggebend für den hohen Globalisierungsgrad in der Lederwarenindustrie sind im Wesentlichen zwei Faktoren:

  • Hohe Fertigungskosten, insbesondere hohe Lohnkosten; die in Deutschland hergestellten Produkte im mittleren bis unteren Qualitätssegment konnten nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden.
  • Verändertes Verbraucherverhalten: die Nachfrage hat sich in den letzten Jahren stark auf den mittleren und unteren Qualitätsbereich konzentriert, hier sind insbesondere die Produkte aus den Entwicklungsländern sehr erfolgreich.

Im Gegensatz zur Lederindustrie ist der Rückgang der Lederwarenbetriebe in Deutschland nicht eine Folge des Verdrängungswettbewerbs durch ausländische Konkurrenten, sondern Folge rechtzeitiger Produktionsverlagerungen ins kostengünstigere Ausland.

Der größte Teil dieser Auslandsproduktion wird importiert. Die hohen Eigenimporte sind auch Hauptursache für den erheblichen Anstieg der Lederwarenimporte in Deutschland. Mit fortschreitender Auslagerung von Betrieben bzw. Produktionen ins Ausland stieg gleichzeitig die Importquote steil an. Der Wert der Importe liegt derzeit etwa beim Elffachen der in Deutschland hergestellten Lederwaren. Etwa knapp die Hälfte der Importe dürfte aus deutscher Fertigung im Ausland stammen. Hauptlieferländer sind: China (ca. 44,4 Prozent des wertmäßigen Importvolumens), Italien (10,4 Prozent) und Indien (9,9 Prozent).

Die deutsche Lederwarenindustrie ist mittelständisch strukturiert. Die Unternehmen sind im Wesentlichen in den alten Bundesländern ansässig. Regionale Schwerpunkte (ca. 50 Prozent der Produktion und Beschäftigten) sind Hessen (Offenbach) und Rheinland-Pfalz (Kirn). Die in Deutschland verbliebenen Betriebsstätten stellen hauptsächlich hochwertige Lederwaren her.

Das BMWK ist Ansprechpartner für die wirtschaftspolitische Begleitung der Lederwarenindustrie zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Sicherung von Beschäftigung.

Eckdaten der deutschen Lederwarenindustrie

in Mio. EUR20002011201220132014Veränderung ggü. Vorjahr in %
2013/2014
Umsatz630,4276,9281,6226,2196,1-13,3
Produktion463,6327,6261,8259,9224,0-13,8
Einfuhren1.910,82.575,82.628,22791,63.063,58,8
Ausfuhren648,31.337,61.371,01415,61.528,08,2
Einfuhrüberschuss1.262,51.238,21.257,21.3761.535,59,4
Beschäftigte (Anzahl)5.8872.0282.0131.8181.508-17,1